Facharzt-Service steht in der Kritik - Wenig genutzt Von Christian Bark, dpa

Eigentlich sollte er die medizinische Versorgung für die
Brandenburger verbessern - doch bislang wird der Terminservice für
Facharzttermine im überschaubaren Maße genutzt. Das gibt Kritikern
Grund zur Annahme, der Service sei überflüssig.

Potsdam (dpa/bb) - Die vor einem Jahr eingerichtete Servicestelle für
Facharztermine wurde von den Brandenburgern bislang nur mäßig
genutzt. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zwar
funktioniert der Service reibungslos, wie der Betreiber, die
Kassenärztliche Vereinigung im Land (KVBB), mitteilt, das
Anrufverhalten bewegte sich aber auf einem überschaubaren Niveau.
«Die Stelle hat im vergangenen Jahr 2260 Termine erfolgreich
vermittelt», informierte KVBB-Sprecher Christian Wehry. Bei 1380
Anrufern habe die notwendige Voraussetzung für eine Vermittlung
gefehlt. 

Den bearbeiteten Anrufen standen Wehry zufolge rund zehn Millionen
fachärztliche Behandlungsfälle im Jahr gegenüber. Probleme gab es
laut dem Sprecher lediglich punktuell bei einzelnen Facharztgruppen
und in einzelnen Regionen - etwa in der augenärztlichen Versorgung in
Südbrandenburg. «Aber auch hier hat die Servicestelle immer einen
Termin für den Patienten gefunden», betont Christian Wehry. «Das
zeigt, dass wir die Stelle nicht brauchen», sagt er. Patienten in
Brandenburg erhielten in den allermeisten Fällen selbstständig einen
Facharzttermin - und das bei dem Arzt ihrer Wahl, zu einer passenden
Zeit und wohnortnah.

Dass der Terminservice, der durch eine zusätzlich von der KVBB
eingestellten Halbtagskraft gewährleistet wird, funktioniert,
bestätigt auch der Verband der Ersatzkassen (VDEK). Darüber hinaus
sieht der Verband kein ernsthaftes Versorgungsproblem im Land, wie
eine Sprecherin informierte - von Einzelfällen einmal abgesehen. Ein
größeres Problem sehe der VDEK darin, dass einzelne über den Service

vermittelte Facharzttermine ungenutzt verfielen. «Manchmal ist es
dann doch nicht so dringend», sagt die Sprecherin.

Schuld daran seien lange Wege zum Mediziner, besonders auf dem Land.
«Wenn der Facharzt in der Nähe plötzlich eine Woche später einen
Termin frei hat, gehen die Leute dahin», erklärt die Sprecherin. Der
zu einem anderen Arzt vermittelte Termin werde dann nicht mehr
benötigt. Auch nicht benötigt worden sei das Recht der Patienten,
notfalls auf einen Spezialisten in den Krankenhäusern auszuweichen.

Wenig für den neuen Terminservice hat die Bürgerinitiative Gesundheit
(BIG) übrig. Sie kritisiert deren zu kurze Telefonzeiten sowie die zu
lange Wartezeit für einen Rückruf zur Terminvergabe. Für die
Initiative ist der Facharzt-Service lediglich «ein Scheinmarketing
der Politik», wie BIG-Präsident Wolfram-Arnim Candidus sagt. Sie
helfe weder den Kassenärztlichen Vereinigungen noch den Patienten zu
einer verbesserten Versorgung. Dafür müssten nämlich die
Rahmenbedingungen für Mediziner, gerade in den Regionen fern
von Berlin verbessert werden. 

«Wenn Ärzte-Vergütungen durch Entscheidungen politischer
Mandatsträger in Verbindung mit den auf Kostensenkung ausgelegten
Krankenkassen immer noch unzureichend sind, dann wird sich durch die
Termin-Service Stellen keine Verbesserung der Versorgung ergeben»,
betont Candidus. Durch die Möglichkeit eines Ausweichens auf
Krankenhäuser werde der Wettbewerb mit den ambulant tätigen
Medizinern noch verschärft. Dabei spiele eine bessere Vernetzung
zwischen ambulanten und stationären Einrichtung eine wesentliche
Rolle für die Patientenversorgung. Hier sieht Candidus auch die
Politik in der Pflicht.

Die wiederum versucht, die Versorgungslage durch den Einsatz von
Millionenbeträgen schrittweise zu verbessern, wie es aus dem
Gesundheitsministerium in Potsdam heißt. In den Jahren 2017 bis 2020
stünden gut 30 Millionen Euro für die Umstrukturierung in den
Kliniken zur Verfügung, um neue Wege in der Versorgung zu gehen.
«Dabei steht nicht die Schließung von stationären Einrichtungen im
Fokus, sondern die Umwidmung und Verzahnung von ambulanter und
stationärer Versorgung», sagt die Sprecherin. Durch Mittel des
Strukturfonds würden Krankenhäuser zu Gesundheitszentren, die zur
Verbesserung der ambulant fachärztlichen Versorgung auch in
ländlichen Regionen beitragen könnten.