AOK-Verband: Finanzverteilung zwischen Kassen funktioniert

Der AOK geht es mit dem Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen
besonders gut, meinen die anderen Kassenarten. Minister Gröhe will
nun die im Raum stehenden Vorwürfe prüfen.

Berlin (dpa) - Der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, sieht
keine Wettbewerbsverzerrung unter den Krankenkassen durch den
derzeitigen Verteilmechanismus der Milliardeneinnahmen. Der
Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) verteile die Einnahmen nach
Durchschnittskosten bezogen auf die Krankheit der Versicherten, sagte
Litsch der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: «Wenn die
Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) heute einen größeren Überschuss

erwirtschaften als andere Kassenarten, hängt das auch mit der
Geschäftspolitik zusammen.»

Litsch lobte den Ausgleich als besten Ausgleichsmechanismus, «den wir
bisher hatten». Hier würden die Zuweisungen je nach Versichertenfall
am zielgenauesten erfolgen. Die Beitragsspreizung zwischen den
einzelnen Kassen habe im Jahr 2008 bei 5,2 Prozentpunkten gelegen,
heute liege sie bei 1,4 Prozentpunkten. Der Morbi-RSA schaue bei den
Zuweisungen auch nicht auf die Kassenart. Allerdings müsse er ständig
weiterentwickelt werden. Da sei sich die AOK einig mit den anderen
Kassenarten, sagte Litsch.

Nach Manipulationsvorwürfen will Gesundheitsminister Hermann Gröhe
(CDU) den Finanzausgleichmechanismus vom Bundesversicherungsamt
überprüfen lassen. Das Sondergutachten soll unter anderem
herausfinden, wie der Finanzausgleich gegen Manipulationen geschützt
werden kann. Das Gutachten solle bis zum 30. September nächsten
Jahres vorliegen, um dann für die neue Koalition eine
Entscheidungsgrundlage zu bieten.

Der Finanzausgleich regelt über den Gesundheitsfonds die Verteilung
von jährlich mehr als 200 Milliarden Euro unter den Kassen. Er war
ins Gerede gekommen, nachdem Kritiker auf angebliche «Schummeleien»
bei der ärztlichen Kodierung von Krankheitsbildern hingewiesen
hatten. Auf dieser Basis bekommen die Kassen mehr oder weniger Geld.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte der dpa: «Wir
brauchen endlich nachhaltige Reformen. Mit dem jetzigen
Risikostrukturausgleich ist ein fairer Wettbewerb zwischen
Krankenkassen nicht möglich.» Angesichts der Benachteiligung von
Hochlohn- und Hochpreisregionen wie Bayern dürfe eine Reform des
Morbi-RSA nicht länger aufgeschoben werden. «Notwendig ist vor allem
ein regionaler Ausgleichsfaktor.»