Tüftler zeigen Blindenhund-Ersatz und «Scheibenwischer» fürs Motorr ad Von Catherine Simon, dpa

Ein Blindenhund-Ersatz, ein «Scheibenwischer» für Motorradfahrer oder

eine Allwetter-Drohne: Bei der Erfindermesse Iena in Nürnberg werden
wieder zahlreiche Neuentwicklungen vorgestellt. Für eine davon müsste
allerdings eigentlich erst noch ein Gesetz erlassen werden.

Nürnberg (dpa) - Die Konstruktion sieht erstmal wild aus. Doch was
sie kann, ist verblüffend: Ein Basketball am Boden treibt einen Motor
an, der darüber in einem durchsichtigen Zylinder angebracht ist. Dort
steckt auch die übrige Technik und ein Haltegriff.
Ultraschall-Sensoren an der Vorderseite erfassen die Umgebung. Der
Clou: Ein Programm mit GPS-Empfänger kann Routen lernen und diese dem
Nutzer später wie ein Navigationsgerät ansagen. Das Ganze ist ein
«Blindenhund-Ersatz», wie Alexander Bayer aus Aalen in
Baden-Württemberg erklärt. Zusammen mit Niklas Gutsmiedl hat er den
Roboter entwickelt. «Die Software muss noch verbessert werden, er ist
aber schon einsatzfähig», sagte Gutsmiedl am Dienstag vor Beginn der
Erfindermesse Iena in Nürnberg.

Die beiden 17-Jährigen haben sogar schon ein Patent auf ihren
Prototyp angemeldet - so wie Tausende andere in Deutschland auch.
Fast 66 900 Patentanträge wurden im vergangenen Jahr hierzulande
gestellt. Etwa 3800 davon kamen von Einzelerfindern.

So weit wie die zwei Schüler sind jedoch noch nicht alle Tüftler auf
der am Donnerstag startenden Iena. Manche Idee steckt noch in den
Kinderschuhen - wie etwa ein Tassenmixer ohne Strom oder ein
stufenlos verstellbarer Einlegeboden für den Kühlschrank. «Damit auch

Wassermelonen rein passen», erklären die beiden zwölfjährigen
Erfinder Maximilian Klein und Roman Schmid aus Cham in der Oberpfalz.

Andere Produkte werden dagegen schon verkauft - ihre Erfinder wollen
sie aber noch bekannter machen. Albert Keller aus Immendingen
(Baden-Württemberg) beispielsweise hat eine Art Scheibenwischer für
Motorradfahrer entwickelt: Der kleine Propeller wird mit einem
Saugnapf am Visier befestigt und vom Fahrtwind angetrieben. Sobald er
in Bewegung ist, sieht der Fahrer ihn nicht mehr. Der Propeller
säubert die Sichtscheibe von Wassertropfen. «Man fährt als
Motorradfahrer bei Regen oft wie im Blindflug», sagt der 43 Jahre
alte Automechaniker, der selbst oft lange Touren fährt.

Nutzen und verkaufen darf er seine «Regenschutzscheibe» bereits. Vor
allem in Österreich und Finnland laufe sein Produkt bisher gut.
Kostenpunkt: 40 Euro. «Es gibt aber kein Gesetz dafür», klagt Keller.

Daher liege es im Ermessen des einzelnen Polizisten, ob er den Nutzer
verdonnere, den Propeller abzunehmen.

Oft bringen eigene Probleme Erfinder auf eine Idee. Zu einem
CO2-neutralen Eiswagen mit Solarzellen auf dem Dach inspirierte Gerd
Heinlein aus dem oberfränkischen Rödental dagegen ein Freund. Dieser
wollte sich einen alten Bus kaufen und zum Eiswagen umbauen. «Das ist
aber doch nicht innovativ», sagte sich Fotograf Heinlein (59) und
baute kurzerhand ein kleines Elektroauto um.

Auch junge Tüftler brauchen zuweilen einen Anstoß von außen. So
entwickelte der 16 Jahre alte Max Janik aus Ochsenhausen
(Baden-Württemberg) nach der Bitte einer Firma ein Reinigungsgerät
für Farbwalzen. Und der Azubi Johannes Maier konstruierte beim
oberpfälzischen Holzverarbeiter Pfleiderer ein Messgerät in einer
Motorsäge. «Abmessen eines Baumstamms und Zusägen funktioniert so mit

nur einem Gerät», erklärt der 18-Jährige.

Alexander Bayer und Niklas Gutsmiedl kamen übrigens durch ein
früheres Forschungsprojekt mit Sehbehinderten zusammen - und wurden
so auf deren Probleme aufmerksam. «Ein Blindenhund kostet etwa 25 000
Euro und ist nur schwer zu bekommen», erläutert Bayer. Ihr Gerät
koste nur etwa ein Zehntel davon. Es erkenne Treppen, Autos und
Laternen über einen Ultraschall-Sensor - «wie bei einer Fledermaus».

Die Software für das drei bis vier Kilo schwere Gerät haben die
beiden selbst programmiert.

Auf der Iena sozusagen den Tüftler-Ritterschlag erhalten haben drei
Schüler aus Baden-Württemberg: Ein Unternehmen hat die 17- und
18-Jährigen engagiert und sponsort sie nun. Fabian Albrecht, Felix
Haag und Jonas Gehring haben eine Drohne entwickelt, die dank einer
Heizung bei jedem Wetter fliegen kann. «Durch Kälte und
Luftfeuchtigkeit verlieren Drohnen normalerweise den Auftrieb»,
erklärt Haag. Dank ihres speziellen Heizmaterials am Rotorblatt wird
das verhindert. Was das für ein Material ist, ist noch geheim. «Dazu
wollen wir noch ein Patent anmelden», betont Haag.