Mehr Schwerbehinderte in Deutschland - Fast jeder Zehnte betroffen

Mit der alternden Gesellschaft steigt in Deutschland auch die Zahl
der Schwerbehinderten. Knapp jeder dritte Betroffene ist mindestens
75 Jahre alt.

Wiesbaden (dpa) - Fast jeder Zehnte in Deutschland ist
schwerbehindert. Rund 7,6 Millionen Menschen lebten Ende 2015 mit
einer solchen Behinderung in der Bundesrepublik - so viele wie nie
seit Beginn der Statistik vor mehr als 25 Jahren. Im Vergleich zur
letzten Erhebung Ende 2013 waren das 67 000 Menschen oder 0,9 Prozent
mehr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag
mitteilte.

Damit sind insgesamt 9,3 Prozent der gesamten Bevölkerung
schwerbehindert, genauso viele wie vor zwei Jahren. Das ist zugleich
der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Männer (51 Prozent) sind
etwas häufiger betroffen als Frauen.

«Behinderungen treten vor allem bei älteren Menschen auf», stellten
die Statistiker fest. Beinahe jeder dritte Schwerbehinderte ist 75
Jahre und älter. 44 Prozent gehören der Altersgruppe 55 bis 74 Jahre
an.

Die meisten Behinderungen (86 Prozent) gehen auf Krankheiten zurück.
Vier Prozent sind angeboren oder traten im ersten Lebensjahr auf.
Zwei Prozent sind auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit
zurückzuführen.

Knapp zwei von drei schwerbehinderten Menschen sind körperlich
behindert: Bei rund 25 Prozent sind innere Organe betroffen, bei 13
Prozent Arme und Beine, bei 12 Prozent Wirbelsäule und Rumpf. 5
Prozent sind blind oder sehbehindert, 4 Prozent leiden unter
Schwerhörigkeit, Gleichgewichts- oder Sprachstörungen. Auf geistige
oder seelische Behinderungen entfallen 12 Prozent aller Fälle.

Schwerbehindert sind laut Statistik Menschen, denen die
Versorgungsämter einen Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent
zuerkennen und die einen gültigen Ausweis haben. Bei fast jedem
Vierten stellten die Versorgungsämter den höchsten Grad der
Behinderung von 100 Prozent fest.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Ulrike Mascher
forderte unter anderem mehr Ausbildungs- und
Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Die Lage
für diese Menschen auf dem Arbeitsmarkt sei nach wie vor
besorgniserregend, obwohl sie überdurchschnittlich oft eine hohe
Qualifikation mitbrächten.