Tübinger Ärzte transplantieren erstmals in Deutschland Gebärmutter

Wenn ihre Gebärmutter nicht funktioniert oder gar fehlt, hatten
Frauen in Deutschland bislang keine Chance, ein Kind zu bekommen. Nun
haben Ärzte einen entscheidenden Eingriff vorgenommen.

Tübingen (dpa) - Erstmals in Deutschland ist Ärzten nach eigenen
Angaben die Transplantation einer Gebärmutter gelungen. Die
mehrstündige Operation bei der 23 Jahre alten Patientin sei ohne
Komplikationen verlaufen, teilte das Universitätsklinikum Tübingen am
Freitag mit. Die junge Frau sei wegen einer angeborenen Fehlbildung,
des sogenannten Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms, unfruchtbar
gewesen und habe die Gebärmutter als Lebendspende erhalten.

Von wem das Spenderorgan stammte, wurde nicht mitgeteilt. Für
Rückfragen war die Uniklinik am Freitag nicht zu erreichen.

An der Operation war den Angaben zufolge auch ein Team des
schwedischen Gynäkologen Mats Brännström vom Universitätsklinikum
Göteborg beteiligt. Brännström hat dort bereits gezeigt, dass der
Eingriff machbar ist und dass auf diesem Weg gesunde Kinder geboren
werden können. Im Jahr 2014 brachte in Göteborg zum ersten Mal
weltweit eine Frau mit einer gespendeten Gebärmutter ein gesundes
Baby zur Welt, danach hat es noch weitere Fälle gegeben und außerdem
Versuche in weiteren Ländern.

In Deutschland ist die Transplantation einer Gebärmutter seit einiger
Zeit auch von mehreren Teams an anderen Universitätskliniken
vorbereitet worden. In Tübingen seien die Planungen seit mehreren
Jahren gelaufen, hieß es weiter.

Von der sogenannten absoluten uterinen Infertilität seien etwa drei
bis fünf Prozent aller Frauen betroffen, darunter auch die
23-Jährige, teilte die Uniklinik weiter mit. Außer durch Adoption
oder eine in Deutschland allerdings verbotene Leihmutterschaft sei es
ihnen bislang unmöglich gewesen, Kinder zu haben.

Nach Angaben der Uniklinik Erlangen, wo eine
Gebärmuttertransplantation ebenfalls seit einiger Zeit vorbereitet
wird, kommen für eine solche Operation Frauen infrage, deren
Gebärmutter zu klein ist oder von Geburt an fehlt oder entfernt
werden musste. Als bevorzugte Spender gelten den Angaben zufolge
lebende Verwandte, etwa Mutter oder Schwester - weil die Eingriffe
dann besser planbar sind.

Die Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin hatte eine
Gebärmuttertransplantation zunächst abgelehnt, ihre Skepsis nach den
Erfolgen in Schweden dann aber abgelegt.