LynLees «zweite Geburt» - seltene Operation rettet Fötus
Das winzige Baby im Mutterleib hatte einen gefährlichen Tumor am
Steißbein. Nur ein höchst seltener Eingriff kann das Kind retten.
Houston (dpa) - Ein Baby ist in den USA von Ärzten zwei Mal auf die
Welt geholt worden. Die Mediziner hatten die kleine LynLee einem
«CNN»-Bericht zufolge in Houston (Texas) nach 23 Wochen und 5 Tagen
Schwangerschaft aus der Gebärmutter geholt, einen Tumor am Steißbein
entfernt und den Fötus wieder in den Mutterleib gebracht.
«Das ist etwas ganz Ungewöhnliches, eine außergewöhnliche Leistung
»,
sagte Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik
in Heidelberg, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Der Tumor, ein Steißbeinteratom, war dem Bericht zufolge nach 16
Wochen Schwangerschaft diagnostiziert worden. Manchmal könne der
Tumor auch noch nach der Geburt des Kindes entfernt werden, sagte der
stellvertretende Direktor des Texas Children's Fetal Center, Darrell
Cass. Im Fall von LynLee saugte die Geschwulst aber so viel Blut ab,
dass der Fötus nicht überlebt hätte - eine OP war die letzte Chance.
In einem mehr als fünfstündigen Eingriff öffneten die Mediziner die
Gebärmutter und entfernten einen Großteil des Tumors. Zwölf Wochen
später kam das Mädchen gesund per Kaiserschnitt zur Welt - in einer
weiteren Operation wurde acht Tage später der Rest des Tumors
entfernt. Das Baby ist inzwischen fast fünf Monate alt.
LynLees Mutter war nach der Geburt überglücklich. «Es war jeden
Schmerz wert», sagte sie dem Bericht zufolge. LynLee sollte
eigentlich ein Zwilling sein - das zweite Kind verlor die Mutter
jedoch während der Schwangerschaft.
Der Tumor am Steißbein tritt laut «CNN» bei einem von 35 000 Babys
auf. Für Darell Cass war es der zweite Eingriff dieser Art. Der
Heidelberger Arzt Sohn hatte mit seinem Team im Mai einen ähnlichen
Fall bewältigt und ein Ungeborenes mit offenem Rücken operiert.