Apotheker fordern Verbot von Boni auf Arzneimittelpreise

Berlin (dpa) - Die deutschen Apotheker verlangen eine sofortige
Gesetzesänderung, um die am Mittwoch vom Europäischen Gerichtshof
(EuGH) erlaubten Rabatte auf Arzneimittel im Versandhandel wieder
abzuschaffen. Dafür werde die Apothekerschaft eine bundesweite
Kampagne auflegen, kündigte der Präsident der Vereinigung der
Apothekenkammern und -verbände, ABDA, Friedemann Schmidt, in der
«Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitag) an. «Wir werden aus allen

Rohren schießen. Dieser destruktive Eingriff in die Rechtsordnung, in
funktionierendes Gesundheitswesen muss geheilt werden», sagte Schmidt
der Zeitung. Die Änderung sei binnen weniger Wochen im Rahmen des
derzeit beratenen Arzneimittelgesetzes möglich.

Nach dem Urteil der Luxemburger Richter vom Mittwoch müssen sich
ausländische Versandapotheken nicht an die deutsche Preisbindung für
verschreibungspflichtige Arzneimittel halten. Bayern kündigte deshalb
am Donnerstag eine Bundesratsinitiative an, um den Versandhandel mit
verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland zu verbieten.

Derzeit suche man das Gespräch mit Politikern und Ministern auf
Bundes- und Landesebene, sagte Schmidt. Aber auch die Kunden in den
Apotheken sollten informiert werden, die Öffentlichkeit mit Anzeigen
und Plakaten davon überzeugt werden, dass es falsch sei, den
Preiswettbewerb im Arzneimittelgeschäft zu eröffnen.

Hart attackierte der Apothekerpräsident die Europarichter. Das Urteil
habe die Apotheker in der Sache und im Ton «maximal» provoziert. «Die

Geringschätzung pharmazeutischer Arbeit, die daraus spricht, die ist
eine gewaltige Provokation, und die nährt eine europakritische
Stimmung, die wir gar nicht brauchen.»