Forschungsbericht: Medikamenten-Tests in weiteren NRW-Kinder-Kliniken

Bielefeld/Essen (dpa) - Bei Medikamenten-Tests an Kindern sollen nach
Recherchen einer Arzneimittelforscherin auch die
Bodelschwinghschen-Anstalten Bethel in Bielefeld beteiligt gewesen
sein. Aus Unterlagen des Pharmakonzerns Merck gehe hervor, dass ein
Arzt 1960 insgesamt 17 000 Dragees des Mittels Encephabol zur Prüfung
erhalten habe, heißt es in einer Forschungsarbeit der
Medikamenten-Expertin Sylvia Wagner. Das Medikament kam drei Jahre
später auf den Markt und wird bei Störungen der Hirnleistung
eingesetzt. Über die Erwähnung Bethels in den Unterlagen hatten
mehrere Medien zuvor berichtet.

Auf Anfrage legte Merck am Donnerstag einen internen Vermerk aus dem
Archiv vor, der die Angaben bestätigt. Aus dem Schreiben geht hervor,
dass ein Arzt das Mittel bei 38 Epilepsie-Kranken in Bethel getestet
hatte. Es habe keine deutliche Besserung bewirkt. Die meisten Fälle
seien unbeeinflusst geblieben.

Bethel kündigte eine sorgfältige und gründliche Aufklärung an. Soll
te
es in der damaligen Bethel-Einrichtung zu Tests an Kindern und
Jugendlichen ohne Information und Einwilligung gekommen sein, so wäre
dies unabhängig von der damaligen Rechtslage ein Verstoß gegen die
Menschenwürde und Menschenrechte der Betroffenen, hieß es in einer
Mitteilung.