Experten: Medikamente an Heimkindern in Essen getestet

Essen (dpa) - An Essener Heimkindern sollen nach Recherchen von
Experten Ende der 50er Jahre Medikamente getestet worden sein. Das
berichten das ARD-Magazin Fakt und der WDR. Demnach hatten 28 Kinder
im katholischen Franz-Sales-Haus das beruhigende Neuroleptikum
Decentan bekommen, das nach Angaben von Arzneimittelexperten
typischerweise bei Psychosen oder Schizophrenien eingesetzt wird.

Die Ergebnisse gehen auf Recherchen im Archiv des Pharmaunternehmens
Merck zurück. Ein Sprecher des Konzerns bestätigte am Mittwoch auf

Anfrage, es gebe entsprechende Unterlagen im Archiv. Nach seinen
Angaben gibt es aber keine Hinweise, dass die Tests im Auftrag des
Unternehmens stattgefunden hätten.

Merck habe unterschiedlichsten Einrichtungen «die Testung des
Arzneimittels ermöglicht». Die Verantwortung liege bei dem Arzt, der
das Medikament verabreicht habe. Merck habe nicht rechtswidrig
gehandelt. Das noch heute bestehende Essener Heim kündigte an,
Kontakt zu Betroffenen aufzunehmen.

Aufgedeckt hatte die Pharmazeutin Sylvia Wagner Tests an Heimkindern.
Sie hatte Archive und historische Fachzeitschriften ausgewertet und
Belege für bundesweit etwa 50 Versuchsreihen gefunden. Für diese
Arbeit hatte sie auch im Merck-Archiv recherchiert.