Studie: Mehrheit möchte zuhause und nicht im Krankenhaus sterben

Tod als Tabuthema? Eine Studie zeigt, dass sich immer mehr Menschen
Gedanken ums Sterben machen. Doch bei Vielen geht der Wunsch nach dem
Wie und Wo nicht in Erfüllung.

Berlin (dpa) - Die meisten Menschen in Deutschland wollen zuhause
sterben - tatsächlich sterben aber drei von vier im Krankenhaus oder
Pflegeheim. Das geht aus einer neuen Studie der Krankenkasse
DAK-Gesundheit hervor, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht
wurde. Demnach wollen nur 6 Prozent der Deutschen im Krankenhaus oder
Pflegeheim sterben, 16 Prozent im Hospiz und 60 Prozent im Kreis der
Familie.

«Diese Ergebnisse lassen eine ausgeprägte Skepsis gegenüber der
palliativen Versorgung in Kliniken und Heimen erkennen», erklärte
Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. Wie der
Pflegereport 2016 weiter zeigt, hängen die Gründe dafür mit
Erfahrungen über den Tod anderer Menschen wie Angehöriger im
Krankenhaus zusammen: Das Bild von Sterbenden, angeschlossen an
Maschinen und zum Zeitpunkt des Todes allein, schreckt ab.

Den Zahlen zufolge war dies im Krankenhaus bei jedem Fünften, im
Pflegeheim sogar bei jedem Dritten der Fall. Im Hospiz waren es 15
Prozent, die zum Zeitpunkt des Todes niemanden bei sich hatten. Zu
Hause waren es nur 7 Prozent.

Vor allem Frauen fühlen sich in der Lage, jemanden bis zu dessen Tod
zu pflegen. Von den Befragten in Teilzeit war es jede Zweite, in
Vollzeit jede Dritte. Unterstützung von Angehörigen, Ehrenamtlichen
und Professionellen ist für viele dabei ein Muss. «Der
DAK-Pflegereport zeigt eine große Bereitschaft, Pflege auch bis zum
Tod zu übernehmen. Doch dafür bedarf es verlässlicher Strukturen vor

Ort», sagte der Pflegeexperte Thomas Klie, zuständig für die Studie.


Ein weiteres Problem: Krankenhausaufenthalte sind teuer und belasten
das Solidarsystem. Wie die DAK-Gesundheit mitteilte, wurden von etwa
60 000 gestorbenen Versicherten, die vor ihrem Tod pflegebedürftig
waren, 64 Prozent kurz vor ihrem Tod in einer Klinik versorgt. Ein
solcher Aufenthalt kostet im Schnitt knapp 9000 Euro.

Die vielen prämortalen Krankenhauseinweisungen widersprächen dem
Grundsatz der Pflegeversicherung «ambulant vor stationär». «Man kan
n
davon ausgehen, dass viele davon vermeidbar sind», sagte Rebscher.
Das 2015 beschlossene Hospiz- und Palliativgesetz müsse dringend
umgesetzt werden, um die Versorgung vor allem im häuslichen Rahmen zu
verbessern.

Die Analyse basiert auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung
zum Thema, Auswertungen von DAK-Statistiken sowie Interviews.