USA: Siamesische Zwillinge nach 27 Stunden Operation getrennt

Am Kopf miteinander verwachsen waren die Zwillingsbrüder Anias und
Jadon vor 13 Monaten in den USA zur Welt gekommen. Nach einer
riskanten und langen Operation in New York sind sie nun getrennt.

New York (dpa) - Erstmals seit ihrer Geburt vor 13 Monaten können die
Brüder Anias und Jadon in getrennten Betten liegen. Die an den Köpfen
verwachsenen siamesischen Zwillinge waren in einem spektakulären
medizinischen Marathoneingriff in New York getrennt worden. Die 27
Stunden dauernde Operation wurde am Freitag (Ortszeit) erfolgreich
beendet. «Zwei getrennte Babys», schrieb die Mutter der Kinder,
Nicole McDonald, nach der Operation auf Facebook. Sie stünden jetzt
vor einem neuen Kapitel ihres Lebens. Es werde Wochen dauern, bis man
absehen könne, wie sich die Jungen von dem Eingriff erholen.

Dem Sender CNN zufolge, der den am Donnerstag begonnenen Eingriff
dokumentierte, dauerte allein die Trennung der beiden Schädel rund 16
Stunden. Komplizierend kam hinzu, dass sich die Brüder eine etwa fünf
mal sieben Zentimeter große Fläche Hirngewebe teilten. Weitere
Operationen waren nach dem letzten Trennschnitt nötig, um ihre beiden
Köpfe wieder zu vervollständigen.

Das Ärzteteam um den Neurochirurgen James Goodrich vom New Yorker
Montefiore Medical Center hatte die jungen Patienten über Monate
hinweg auf die schwierige Operation vorbereitet. So wurde etwa ihre
Kopfhaut mit Implantaten für die geplante Trennung ausgedehnt.

Da etwa 80 Prozent der am Kopf verbundenen siamesischen Zwillinge
ohne einen Trennungseingriff innerhalb der ersten beiden Lebensjahre
sterben, andererseits die Operation bleibende Hirnschäden verursachen
kann, standen die Eltern vor einer schwierigen Entscheidung.

Derartige Kopf-Operationen sind extrem selten, die erste wurde 1952
in den USA durchgeführt. Einer der Jungen starb einen Monat nach dem
Eingriff, sein überlebender Bruder wurde elf Jahre alt. Bei dem
jüngsten Eingriff in New York handelt es sich nach Angaben des
Senders CNN um die 59. Prozedur dieser Art weltweit.

Nicole McDonald postete am Freitag Fotos der beiden Jungen in ihren
eigenen Krankenhausbetten. «Wie surreal», schrieb sie und bedankte
sich bei dem leitenden Arzt. Er habe ein Wunder vollbracht. Tausende
Nutzer drückten der Familie in Likes und Kommentaren ihre
Glückwünsche aus.