«Rufen Sie die Zentrale an» - Mitarbeiter bei Kaiser's im Ungewissen Von Ulrike Hofsähs, dpa

Gefüllte Regale und ein freundliches «Guten Tag» für die Kunden: Di
e
Beschäftigten bei Kaiser's Tengelmann arbeiten weiter. Über Sorgen
wird nicht gesprochen. Den Kunden geht die Lage des Supermarkt-Kette
nahe.

Düsseldorf (dpa) - Das Fach mit Tomaten ist gefüllt, die Salatköpfe
liegen sattgrün da. Alles wie immer in den Läden von Kaiser's
Tengelmann? In einer Filiale in Düsseldorf trägt eine junge
Angestellte schwarz. Auf die Frage nach der Zukunft des Ladens sagt
die Frau am Freitag knapp: «Wenn Sie was wissen möchten, rufen Sie
die Zentale in Mülheim an.» Dabei zittert ihre Stimme, und dann
schüttelt sie zum Abschied mit kalten Fingern die Hand.

«Wir wissen selbst nix», sagt eine Mitarbeiterin im Firmen-T-Shirt
mit der Kaffeekanne. Dabei räumt sie Quark und Milch ins Kühlregal.
Die Beschäftigten der Supermarkt-Kette reagieren kontrolliert und
schweigsam auf die gescheiterten Rettungsverhandlungen für ihren
Arbeitgeber. Keiner sagt etwas zur Zukunft des Unternehmens oder den
eigenen Existenzängsten.

Dafür reden die Kunden um so mehr. «Ich würde sie vermissen», erkl
ärt
eine grauhaarige Nachbarin beim Rausgehen aus einer Filiale im
angesagten Stadtteil Unterbilk in Düsseldorf. Seit Jahrzehnten wohnt
die 64-Jährige in der Nähe und kauft regelmäßig in dem Laden ein. D
ie
Stammkundin kennt das Personal mit Namen, man spricht miteinander.
Auch über die Sorgen der Beschäftigten, verrät sie.

Als vor einigen Jahren der Laden endlich renoviert wurde, «da haben
wir uns gefreut», erzählt sie. Außerdem gehen viele ältere Leute im

Viertel seit langem in der Filiale einkaufen. «Aber das interessiert
die ja nicht...», urteilt die schlanke Grauhaarige über die
Chefetage, in deren Hand die Zukunft der Kette liegt. «Eine Schande»,
sagt eine andere Kundin und stellt die prall gefüllte Einkaufstasche
ab.

Auch in der Apotheke gegenüber ist Kaiser's Tengelmann ein Thema.
«Die ganzen Anwohner nimmt das mit», sagt eine Angestellte über das
Hin und Her in den langen Verhandlungen. Dieser Supermarkt sei auch
für die anderen Geschäfte in der Straße ein Anziehungspunkt. Und dann

gibt es noch zwei Altenheime in der Nähe. Deren Bewohner kämen immer
zum Einkaufen, erzählt die Frau im weißen Kittel. «Die sind
glücklich, wenn sie es geschafft haben.»

Seine Morgeneinkäufe hat ein sportlicher 60-Jähriger verstaut und
schwingt sich nun auf sein Rad. Auch er weiß Bescheid über die Lage
und rätselt über die gescheiterte Rettung. «Man müsste das eigentli
ch
regeln können, wenn man wollte», meint er und äußert Mitgefühl f
ür
die Mitarbeiter in den Läden, die seit langem nicht wissen, wie es
weitergeht. «Das ist wie beim Schachspiel, die Bauern müssen zuerst
dran glauben.»