Trockenheit macht Pilzen zu schaffen

Der Herbst ist für gewöhnlich die Zeit der Pilzsammler. Doch in
diesem Jahr sind die Wälder bislang fast pilzfreie Zonen - es ist zu
trocken. Experten wollen die Saison aber noch nicht verloren geben.

Frankfurt (dpa) - Trockene Böden, kaum Regen: Die Bedingungen für das
Wachstum von Pilzen sind in deutschen Wäldern derzeit alles andere
als ideal. «Deshalb sieht es überall recht dürftig aus», sagte der

Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Wolfgang
Prüfert, der Deutschen Presse-Agentur. Einzige Ausnahme sei der Süden
Bayerns, weil es dort viel geregnet habe. In allen anderen Teilen des
Landes gilt, was Pilzberater Dietmar Theiss aus Kaiserslautern über
die Pfalz sagt: «Die Wälder sind ziemlich kahl, was Pilze betrifft.»


Der Grund für die Misere ist laut Prüfert so einfach wie
unbeeinflussbar. «Im Moment ist es im Großteil der Bundesrepublik
schlicht zu trocken.» Der Boden sei für das Wachstum der Pilze
einfach nicht feucht genug. «Für Ende September ist das schon
ungewöhnlich», sagte der Pilzexperte. Theiss erklärt den Zusammenhang

so: «Pilze brauchen Wärme - die haben wir - und Wasser - das fehlt.»

Er und seine Kollegen hätten bereits Pilzexkursionen in den Pfälzer
Wäldern absagen müssen. «Es gibt einfach nicht genug zu zeigen.» Au
ch
der Pilzberater der Stadt Frankfurt, Dieter Gewalt, sagte zur
Situation in den Wäldern: «Gut ist es auf gar keinen Fall.»

Besonders beliebt bei den Sammlern seien Röhrenpilze wie der
Steinpilz, sagte Prüfert. Auch der Champignon werde oft gesammelt,
allerdings gebe es hier später die meisten Fälle von Pilzvergiftung.
«Viele Leute wissen nicht, dass es einen giftigen Champignon gibt.»
Der Karbol-Champignon erinnert zwar optisch stark an die essbare
Variante, lässt sich aber an einem unangenehmen Tintengeruch
erkennen. «Spätestens in der Pfanne auf dem Herd fängt das richtig an

zu stinken», sagte Pilzexperte Gewalt.

Nach dem ersten Frost sollte man den Experten zufolge aufs Sammeln
verzichten. «Die Pilze sind voller Wasser und das gefriert», erklärte

Gewalt. Die Pilze beginnen dann, sich zu zersetzen, werden von
Bakterien befallen und giftig. «Die dürfen auf gar keinen Fall
gegessen werden.»

Immerhin sorgt das Wetter dafür, dass es bislang kein Problem mit den
erlaubten Mengen beim Pilzsammeln gibt. Gepflückt werden darf nur für
den persönlichen Bedarf. «Das Gesetz macht keine konkrete Angaben»,
sagte Prüfert. Mit einem Kilogramm pro Person und Tag sei man aber
auf der sicheren Seite. «Im Moment spielt das keine Rolle, man kriegt
die Körbe eh nicht voll.»

Es sei jedoch noch zu früh, die Pilzsaison 2016 komplett
abzuschreiben, betonten die Experten. «Die Situation kann sich ganz
schnell ändern», sagte Prüfert. Ein lang anhaltender, kräftiger Reg
en
reiche aus, um Pilze üppig sprießen zu lassen. «Ich bin mir sicher,
da sitzen in den tieferen Bodenschichten Pilze in den Startlöchern.»
Die Saison könne dann noch bis weit in den November dauern - je
nachdem, wann der erste Frost dem Wachstum ein Ende setze.