Brand in Klinik - Polizei schließt Suizid von Patientin nicht aus

Flammen schlagen aus dem Dach der Bochumer Klinik, Menschen rufen um
Hilfe. Ein Feuer hat das Gebäude zur Todesfalle gemacht. Zwei
Menschen sterben. Die Polizei hat einen ersten schrecklichen
Verdacht, was den Brand ausgelöst haben könnte.

Bochum (dpa) - Bei einem verheerenden Feuer in einem Bochumer
Klinikum sind am Freitagmorgen zwei Patienten ums Leben gekommen,
darunter auch die mutmaßliche Brandstifterin. «Suizidale Absichten
sind nicht auszuschließen», teilte die Polizei mit. Im Zimmer einer
69 Jahre alten Frau war das Feuer am frühen Morgen entfacht worden,
sie war in den Flammen ums Leben gekommen. Bei dem zweiten Toten,
einem Patienten aus dem Nachbarzimmer, handelt es sich um einen 41
Jahre alten Mann aus Marl. Mindestens 16 Menschen wurden bei dem
Brand verletzt.

Das Feuer hatte große Teile eines Klinikgebäudes zerstört.
Stundenlang kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen in der bekannten
Klinik Bergmannsheil. Die Polizei schätzt den entstandenen
Sachschaden auf mehrere Millionen Euro.

Das Feuer war im sechsten Stock im Patientenzimmer der Frau in der
Abteilung zur Behandlung von Infekten ausgebrochen. Es hatte sich in
Windeseile auf die beiden darüberliegenden Etagen und das
Dachgeschoss ausgebreitet. Patienten waren dort allerdings nicht
untergebracht.

Die Flammen griffen innerhalb kurzer Zeit um sich. Auch die Feuerwehr
war von dem Ausmaß überrascht, als sie bereits nach wenigen Minuten
am Einsatzort eintraf. «Das Brandereignis war viel weiter
fortgeschritten, als zu vermuten war», sagte Gottfried Wingler-Scholz
von der Bochumer Feuerwehr.

Menschen hätten an den Fenstern gestanden und um Hilfe geschrien.
Wingler-Scholz rechnete damit, den ganzen Tag über im Einsatz zu
sein, um letzte Glutnester zu löschen.

Insgesamt waren fast 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst
und Technischem Hilfswerk (THW) vor Ort, sie wurden aus Dortmund,
Gelsenkirchen und Herne sowie von Helfern des THW Bochum unterstützt.
«Wir sind zutiefst geschockt über diesen schlimmen Vorfall, unser
Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten den Angehörigen der beiden
Patienten, die auf derart tragische Weise ums Leben gekommen sind»,
sagte Klinik-Geschäftsführer Ralf Wenzel.

Patientenschützer forderten bereits Stunden nach dem Unglück
Sprinkleranlagen in jedem Zimmer der Krankenhäuser und Pflegeheime.
«Rund 40 Mal im Jahr brennt es in deutschen Krankenhäusern, noch
häufiger in Behinderten- und Pflegeeinrichtungen», sagte Vorstand
Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz der Deutschen
Presse-Agentur in Dortmund. Krankenhaus- und Pflegeheimbetreiber
würden aber ebenso halbherzig reagieren wie die Landespolitik.

Diskutiert wird nach dem Unglück unter anderem, warum es in der
Klinik keine Sprinkleranlagen in den Zimmern gibt. Nach Auskunft des
Krankenhauses gehören sie - anders als Brandmeldeanlagen - nicht
zum Brandschutzkonzept. Im Baukonzept aus den 80er-Jahren sei das
auch keine Überlegung gewesen, sagte ein Kliniksprecher. Nach
Auskunft der Stadt Bochum hatten die Brandmelder den Alarm bei
der Feuerwehr ausgelöst.

In dem betroffenen Gebäude waren zuletzt 180 Patienten untergebracht,
100 von ihnen wurden vorzeitig entlassen, um die Lage zu entspannen.
Weitere 80 Patienten wurden hausintern verlegt. Das Krankenhaus sei
aber nicht in der Notfallversorgung eingeschränkt, sagte der
Ärztliche Direktor der Klinik, Thomas Schildhauer. «Es sind keine
Operationsbereiche betroffen.» Das Universitätsklinikum Bergmannsheil
mit rund 650 Betten ist eines der größten Krankenhäuser im
Ruhrgebiet.

Das Ausmaß des Feuers könnte durch ein Bettenlager verstärkt worden
sein, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei einem Besuch am
Brandort in Bochum. «Das muss man jetzt klären, das ist die erste
Information, dass in einem Geschoss darüber eben halt Betten gelagert
wurden.» Stadt und Klinik äußerten sich dazu nicht. Das Dach des
Klinikgebäudes wurde bei dem Feuer komplett zerstört. Wegen der
enormen Hitze des Feuers schmolzen Fenster und Möbel.