Grüne zum Depressionstag: Bessere Versorgung für psychisch Kranke

Einen Termin beim Psychotherapeuten zu bekommen ist schwierig in
Deutschland. Auf dem Land ist das so gut wie gar nicht möglich. Die
Grünen verlangen eine Gesamtstrategie.

Berlin (dpa) - Die Grünen haben eine bessere Versorgung psychisch
Kranker in Deutschland gefordert. Die Bundesregierung müsse endlich
ein umfassendes Programm für eine individuelle und gemeindenahe
Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen auflegen, sagte
die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Maria
Klein-Schmeink, der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des
Depressionstages am Samstag (1. Oktober). «Insbesondere im ambulanten
Bereich finden Menschen heute nicht die Hilfe, die sie brauchen, und
landen schließlich als Notfall im Krankenhaus.»

Denn häufig fänden diese Menschen keinen Termin beim
Psychotherapeuten. Und auch andere Betreuungsmöglichkeiten würden an
vielen Orten nicht angeboten. «Die Bundesregierung lässt bis heute
eine Gesamtstrategie vermissen, wie sie dem drängenden
Versorgungsbedarf psychisch erkrankter Menschen gerecht werden will.»
Es reiche nicht, lediglich das Entgelt für stationäre Versorgung neu
zu regeln und diese durch eine kleine Innovation wie die
Zu-Hause-Betreuung durch Krankenhäuser zu ergänzen.

Um die sektorenübergreifende Versorgung zum Nutzen der Patienten
weiter zu stärken, wird nach einem Gesetzentwurf von
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zur Stärkung seelisch
Erkrankter eine psychiatrische Akut-Behandlung im häuslichen Umfeld
(«home treatment») als Krankenhausleistung eingeführt. Auch ambulante

Leistungserbringer können mit einbezogen werden.

Klein-Schmeink sagte weiter, benötigt würden Angebote der ambulanten
Krisenintervention, genügend psychotherapeutische Plätze ohne lange
Wartezeiten und strukturierte Behandlungswege zwischen stationärer
und ambulanter Versorgung mit festen Ansprechpartnern für schwer
Erkrankte. Der Anstieg psychischer Leiden müsse die gesamte
Gesellschaft dazu auffordern, Arbeits- und Lebensweise zu
hinterfragen.

Depressive Störungen gehören laut Gesundheitsministerium zu den
häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen. Schätzungen
zufolge leiden weltweit etwa 350 Millionen Menschen unter einer
Depression. Bis 2020 werden der Weltgesundheitsorganisation zufolge
Depressionen oder affektive Störungen die zweithäufigste
Volkskrankheit in der Welt sein.