Millionenprozess gegen Husumer Drogenarzt geplatzt

Flensburg/Husum (dpa/lno) - Der Prozess gegen einen wegen
Drogenhandels und Abrechnungsbetrugs angeklagten Hausarzt aus Husum
ist geplatzt. «Die der Verteidigung zur Verfügung gestellten
Dokumente waren wegen eines Versehens unvollständig, das hat sich
erst während des Verfahrens herausgestellt», sagte ein Sprecher des
Landgerichts Flensburg nach der Kammer-Entscheidung am Dienstag.

In dem knapp 1000 Taten umfassenden Strafverfahren hätten die der
Anwältin auf CD oder DVD vorgelegenen Unterlagen nicht mit der Akte
übereingestimmt, sagte der Sprecher. Nachdem die Kammer den Fehler
bemerkt hatte, habe sie in den vergangenen Wochen noch versucht, den
Fehler zu korrigieren. Dies sei ihr jedoch nicht gelungen. Am
sechsten Verhandlungstag setzte sie den Prozess schließlich aus, er
soll ab dem 27. April 2017 neu aufgerollt werden.

Wer für die Panne verantwortlich ist, lässt sich dem Sprecher zufolge
nicht sagen. Ein Abgleich des digitalen Doppels mit der Papierakte
finde seitens des Gerichts nicht statt. Insgesamt gehörten rund 16
Umzugskartons voller Papier sowie weitere Bände zu dem Verfahren.

Der 51-jährige Arzt soll laut Staatsanwaltschaft unter anderem nicht
abhängige Patienten mit falschen Diagnosen geführt haben, um in
ihrem Namen Drogen zu bekommen. Außerdem wirft die Anklage ihm vor,
Betäubungsmittel an Patienten verkauft zu haben, ohne dass dies
medizinisch nötig war - sowie an Menschen, die nicht an einem
Substitutionsprogramm teilnahmen. Ferner soll er die Kassenärztliche
Vereinigung zwischen 2007 und 2010 bei Abrechnungen betrogen haben.
Der Sachschaden beträgt laut Anklage 1,26 Millionen Euro.