Versorgung von Terroropfern - Unfallärzte lernen von Bundeswehr

Abgerissene Gliedmaßen und tiefe Wunden durch Bombensplitter:
Verletzungen durch Terroranschläge stellen besondere Anforderungen an
Ärzte. Neue Behandlungskonzepte sind gefragt.

Berlin (dpa) - Die deutschen Unfallchirurgen und die Bundeswehr
bereiten sich gemeinsam auf die Versorgung von Terroropfern vor.
Kriegswaffen wie Maschinenpistolen und Nagelbomben würden ganz andere
Verletzungen verursachen als Autounfälle, sagte Reinhard Hoffmann,
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU),
am Dienstag in Berlin.

Die Rettung der verletzten Menschen und Behandlung der Wunden sowie
die Sicherung der Rettungskräfte würden neue Konzepte erfordern. Die
Unfallärzte könnten dabei viel von ihren Bundeswehr-Kollegen und
deren Erfahrungen in Kriegseinsätzen lernen.

Die DGU und die Bundeswehrärzte planen im Rahmen eines
Fünf-Punkte-Plans spezielle Fortbildungen für Chirurgen und die
Verbreitung entsprechender Kenntnisse an sogenannten Trauma-Zentren
in 600 Krankenhäusern. An diesem Mittwoch findet im Berliner
Unfallkrankenhaus Marzahn eine «Notfallkonferenz» mit 200 Experten
aus Chirurgie, Notfallmedizin und Politik statt.

Hoffmann sagte, es gebe auch Überlegungen, die Bevölkerung in der
Versorgung stark blutender Schuss- oder Explosionsverletzungen zu
schulen. Das könnte ein Punkt bei Erste-Hilfe-Kursen sein.
Verbandskästen könnten mit Riemen zum schnellen Abbinden stark
blutender Gliedmaßen (Tourniquets) ausgestattet werden.

Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Michael Tempel,
kritisierte, Deutschland sei nur mäßig auf Terroranschläge
vorbereitet. Auf der Schulnotenskala würde er eine 3,5 vergeben. «Man
könnte deutlich mehr tun, sowohl die Obrigkeit als auch jeder von
uns.» Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten stehe Deutschland
allerdings recht gut da.