Bundesländer bereiten Rettungsdienste auf Terrorfall vor

Bombenexplosion, Messerattacke, Anschlagpläne: Deutschland befindet
sich längst im Visier islamistischer Terrorgruppen. Die Lage ist
ernst. Die Rettungsdienste rüsten sich, auch für die Gefahr eines
«Zweitschlags».

Würzburg (dpa) - Im Zuge der wachsenden Terrorgefahr in Deutschland
verändern mehrere Bundesländer die Anforderungen an ihre
Rettungsdienste. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab,
dass Bayern, Baden-Württemberg und Berlin die Ausrüstung
von Rettungswagen ergänzt haben oder dies planen. Es geht unter
anderem um Instrumente zum Abbinden stark blutender Gliedmaßen.

Berlin rüstete bereits 2013 seine Rettungswagen auf, Bayern tat das
im Juni. Baden-Württemberg erarbeitet derzeit ein Konzept für eine
erweiterte Ausrüstung. In Hessen will man an der Ausrüstung nichts
verändern, hat aber eine Arbeitsgruppe von Ministerien und
Hilfsorganisationen gebildet, um die Hilfe nach Anschlägen zu
verbessern.

Viele der neuen Ausrüstungsgegenstände werden bisher vor allem beim
Militär eingesetzt und sind im zivilen Bereich neu. Unter anderem
geht es um die flächendeckende Ausstattung der Rettungswagen mit
sogenannten Tourniquets zum schnellen Abbinden stark blutender
Gliedmaßen. Diese könnten zum Beispiel nach einer Bombenexplosion zum
Einsatz kommen. Bayern führte zudem Wundverbände ein, die durch einen
Wirkstoff lebensbedrohliche Blutungen von sich aus stillen.

In Berlin kamen neben Tourniquets spezielle blutungsstillende
Medikamente neu auf die Fahrzeuge. Die Berliner Verwaltung gab als
Grund für die Reform das Attentat auf den Boston-Marathon im April
2013 an. In München reagierte man nach den Anschlägen von Paris und
Brüssel.

Alle übrigen Bundesländer fühlen sich bereits ausreichend auf einen
Anschlag vorbereitet. In einigen, etwa dem Saarland, Bremen und
Hamburg, gehören zumindest Tourniquets bereits seit längerem zur
Ausstattung der Rettungswagen. Sprecher verwiesen zudem darauf, dass
Verletzungen nach einem Anschlag denen nach einem schweren Unfall
ähnelten. Eine spezielle Terror-Ausstattung sei nicht notwendig.

Auch für Krankenhäuser wird die Vorbereitung auf Terrorlagen immer
wichtiger. Beispielsweise in Hannover wurde bereits zur Fußball-WM
2006 ein Notfallplan aufgestellt, in dem auch geregelt ist, welche
Krankenhäuser sich bei massivem Patientenaufkommen gegenseitig
entlasten können, sagte Andreas Flemming von der Medizinischen
Hochschule Hannover. 2006 sei man dafür noch belächelt worden.

Zudem habe sich ein Markt für Fortbildungen zum Thema Terror
gebildet, sagte Flemming weiter. Das Deutsche Rote Kreuz schult seine
Mitarbeiter etwa auf die Gefahr eines «Zweitschlags» hin, also einer
zweiten Bombe nach eine ersten Explosion. Ein Mitarbeiter sei derzeit
bei einer Schwesterorganisation in Israel, um sich über das Verhalten
in Terrorlagen auszutauschen, sagte ein Sprecher.

Um der Gefahr von Anschlägen zu begegnen, beschloss der Bund zudem
die Aufstellung von 61 Medizinischen Task Forces (MTF) bundesweit.
Diese Verbände mit Ärzten, Sanitätern und Gerätewagen sollen im
«MANV-Fall» eines «Massenanfalls von Verletzten» die Versorgung ü
ber
Ländergrenzen hinweg sicherstellen. Der Aufbau der MTFs laufe seit
2007 und sei zu 80 Prozent abgeschlossen, teilte ein Sprecher des
Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn mit.