Studie: Gesellschaft grenzt Fettleibige häufig aus

Fettleibige haben ein schweres Los. Sie kämpfen nicht nur gegen
Pfunde, sondern auch gegen massive Vorurteile. Eine weit verbreitete
Meinung: Fettleibige seien selbst schuld an ihrer Situation.

Berlin (dpa) - Fettleibigkeit kann krank und einsam machen - die
Betroffenen werden häufig stigmatisiert, verspottet oder ausgegrenzt.
Das geht aus einer Forsa-Untersuchung im Auftrag der Krankenkasse
DAK-Gesundheit hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
71 Prozent finden danach stark Übergewichtige unästhetisch, 15
Prozent meiden den Kontakt mit ihnen. Die Mehrheit der Befragten
glaubt demnach auch, dass Fettleibige nur zu faul zum Abnehmen seien
- darunter auch Ärzte.

Adipositas (Fettleibigkeit) sei jedoch eine Volkskrankheit, die durch
unterschiedliche Faktoren hervorgerufen werden könne. Studien
belegten außerdem, dass Fettleibigkeit Auslöser für mehr als 60
Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder
Depressionen sein könne. Ausgrenzung im Alltag und im Job forciere
die Krankheit zusätzlich. Sie führe in der Regel zu noch mehr Stress
und damit zu einem erneut veränderten Essverhalten sowie zu weiterer
Gewichtszunahme.

Übergewicht und Adipositas sind laut Robert-Koch-Institut ein
erheblicher Kostenfaktor im Gesundheits- und Sozialsystem. In
Deutschland ist dem «XXL-Report» der DAK zufolge jeder vierte
Erwachsene zwischen 18 und 79 fettleibig. Der Anteil der Patienten
mit extremer Adipositas (Body-Mass-Index über 40) habe sich zwischen
1999 und 2013 mehr als verdoppelt. Und die Autoren der Untersuchungen
warnen: Adipositas wird durch den Jo-Jo-Effekt mit jeder Diät eher
schlimmer. Manchen helfe schließlich nur noch eine
Magen-Verkleinerung, sagte DAK-Vorstand Thomas Bodmer.

Mit einer Foto-Ausstellung und einer vom Gesundheitsministerium
unterstützten Kampagne «schwere(s)los» wollen DAK sowie das
Medizinunternehmen Johnson&Johnson dazu beitragen, dass
Adipositas-Patienten in Deutschland besseren Zugang zu Therapien
bekommen. Bei der Weltgesundheitsorganisation gelte Adipositas
mittlerweile als chronische Stoffwechselerkrankung. Sie stufe
Erwachsene mit einem BMI über 25 als übergewichtig ein, mit einem
Wert über 30 als stark übergewichtig.

Übergewicht wird nach dem so genannten Body-Mass-Index (BMI)
bestimmt. Dieser Index wird errechnet, indem man das Körpergewicht in
Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern teilt. So gilt

ein 1,80 Meter großer Erwachsener ab 81 Kilogramm als übergewichtig
und ab 97 Kilogramm als stark übergewichtig.