Regierung zum Welt-Alzheimertag: Demenzerkrankte nicht isolieren

Die Zahl von Demenzerkrankungen in Deutschland nimmt stetig zu - eine
große Herausforderung für eine alternde Gesellschaft. Von 2017 an
gibt es für diese Menschen einen besseren Zugang zu Pflegeleistungen.

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat dazu aufgerufen,
Demenzerkrankte und ihre Angehörigen nicht zu isolieren. «In
Familien, Nachbarschaft und Quartier werden künftig immer mehr
Menschen mit Demenz leben», erklärte Familienministerin Manuela
Schwesig (SPD) am Mittwoch in Berlin anlässlich des
Welt-Alzheimertags (21. September). Diese Menschen mit Demenz und
ihre Angehörigen «sollen so lange wie möglich am sozialen Leben
teilnehmen und in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können».

Rund 1,6 Millionen Menschen haben den Angaben zufolge heute in
Deutschland eine Demenz. Jährlich erkranken 300 000 Menschen neu. Die
Gesamtzahl an Menschen mit Demenz nimmt damit jährlich um rund 40 000
zu (Differenz Neuerkrankungen zu Sterbefällen), erläuterte Schwesig.

Zur Unterstützung der Betroffenen hat die Bundesregierung die
«Allianz für Menschen mit Demenz» als eine der Arbeitsgruppen der
Demografiestrategie ins Leben gerufen. Sie legte jetzt einen
Zwischenbericht vor. Die Allianz sei ein erster Schritt auf dem Weg
zu einer Nationalen Demenzstrategie in Deutschland, erklärte
Schwesig.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wies darauf hin, dass
pflegebedürftige Menschen mit Demenz vom 1. Januar 2017 an endlich
gleichberechtigten Zugang zu allen Leistungen der Pflegeversicherung
erhalten. Zugleich profitieren sie und ihre Angehörigen von der
Ausweitung der Leistungen um 20 Prozent und einer besseren Beratung.
Gleichwohl bleibe die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz
für Angehörige und Pflegekräfte eine große Herausforderung.

Die Bundesärztekammer (BÄK) begrüßte, dass mit der Pflegereform auc
h
Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen mehr Unterstützung bekommen
können. Aber: «Wir brauchen mehr Personal in den stationären
Einrichtungen und wir müssen die ambulante Pflege, teilstationäre
Angebote und betreute Wohngruppen massiv ausbauen», erklärte
BÄK-Vize-Präsident Max Kaplan.

Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Zentrums für
Qualität in der Pflege (ZQP) ist eine Demenzerkrankung eines
Angehörigen auch eine große Belastung für Kinder und Jugendliche.
Immerhin 29 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland geben
an, einen Familienangehörigen mit einer Demenz zu haben. 58 Prozent
von ihnen macht traurig, wie sich der Erkrankte aus ihrer Sicht
verändert. 30 Prozent sind sich unsicher, wie sie mit ihm umgehen
sollen. Jeder Vierte äußert Angst, dem Verwandten könne etwas
zustoßen. Das ZQP kommt zu dem Ergebnis: «Kinder und Jugendliche
dürften im Kontext der Krankheit nicht vergessen werden.»