Experte: Demenzpatienten müssen früher behandelt werden

Rund 6000 Experten kommen zu einem großen Neurologenkongress in
Mannheim zusammen. Ein zentrales Thema ist Demenz - und die Frage,
warum sie oft erst spät behandelt wird.

Mannheim (dpa) - Demenzpatienten müssen aus Expertensicht früher als
bislang behandelt werden. «Es dauert etwa zwei Jahre, bis die Art der
Demenz diagnostiziert wird», sagte der Essener Neurologe Richard
Dodel der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des 89. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Mannheim (21. bis 24.
September). Patienten würden zu selten neuropsychologisch getestet.
«Das ist aufwendig und dauert meist etwa eine Dreiviertelstunde»,
sagte Dodel. «Dafür ist im normalen Praxisalltag meist keine Zeit.»
Neue Therapieansätze zielten auf das Stadium, in dem die Krankheit
noch am Anfang stehe oder noch gar nicht aufgetreten sei.

Von diesem Mittwoch an kommen rund 6000 Experten für den
Neurologenkongress in Mannheim zusammen. Auf dem Programm stehen 580
Vorträge in 82 Symposien. Am 21. September ist zudem
Welt-Alzheimertag.

Dodel zufolge werden Patienten mit Verdacht auf Demenz zu selten an
Fachärzte verwiesen. Manche Erkrankte ignorierten aber auch den
ärztlichen Rat, sich an einen Experten zu wenden. «Ein Teil der
Erkrankung ist ja, dass man sich selbst nicht als krank einstuft.»

Frustrierend sei, dass es keine Medikamente gebe, um Demenz zu
stoppen, sagte Dodel. «Solche Medikamente müssen dringend entwickelt
werden.» Mit den Mitteln, die zur Zeit zur Verfügung stünden, könnt
en
nur Symptome gelindert werden.

Der neurologische Schlafexperte Geert Mayer betonte anlässlich des
Kongresses, wie wichtig genügend Schlaf sei, um einer Demenz
vorzubeugen. «Im Schlaf wird das Gehirn von Abbauprodukten
gereinigt», erläuterte Mayer. «Wer dauerhaft zu wenig schläft, baut

Eiweißabbauprodukte des Gehirns nicht richtig ab und es kommt zu
einer Anreicherung dieser Ablagerungen, die zu Parkinson, Demenz und
anderen neurodegenerativen Erkrankungen führen kann.»

Heute wüssten die meisten Menschen gar nicht mehr, wie viel Schlaf
sie wirklich bräuchten, sagte Mayer. «Da unsere Gesellschaft
insgesamt weniger schläft als früher, ist es auch relativ klar, dass
wir alle ein chronisches Schlafdefizit haben.»