Hochschule verteidigt Kabinenluft-Forscher ohne Studium

Hannover (dpa/lni) - Weil er keinen Studienabschluss hat, ist ein
Experte für Kabinenluft in Flugzeugen in die Kritik geraten. Wolfgang
Rosenberger vom Institut für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin der
Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat unter anderem gemeinsam
mit der Lufthansa einen Messkoffer zur Analyse von Klimadaten im
Cockpit entwickelt. «Airlines und Berufsgenossenschaften haben ihn
als Koryphäe hochgelobt», sagte der Sprecher der Pilotenvereinigung
Cockpit, Markus Wahl, am Montag der dpa. Seine Studien müssten jetzt
wissenschaftlich unabhängig untersucht werden.

Über die Vorwürfe hatte zunächst das Magazin «Cicero» berichtet.
Nach
Recherchen der «Welt am Sonntag» hat der Schadstoff-Experte noch
nicht einmal Abitur.

Schon seit Jahren schwelt ein Streit um mögliche giftige Dämpfe in
Flugzeugkabinen. Die Pilotenvereinigung Cockpit fordert technische
Vorkehrungen, um solche gefährlichen Dämpfe zu vermeiden. Rosenberger
fand bei einer Testreihe im Cockpit des Airbus A380 allerdings «keine
auffällige chemische Belastung», wie aus einer Lufthansa-Mitteilung
im November 2014 hervorgeht. Bislang fehlt ein wissenschaftlicher
Nachweis, dass Kabinenluft Krankheiten hervorrufen kann. Göttinger
Forscher sind diesem nach eigenen Angaben allerdings nähergekommen.

Die MHH verteidigte am Montag den angegriffenen Fachmann.
Hochschul-Präsident Christopher Baum sagte: «Herr Rosenberger ist ein
langjähriger technischer Mitarbeiter der MHH mit einer herausragenden
Expertise im Thema der Luftschadstoffmessung. Er hat nie behauptet,
Akademiker zu sein.» Die hohe Wertschätzung seiner Vorgesetzten habe
leider zu Fehlern in Forschungsberichten geführt. «Dies bedauern wir
ausdrücklich.» In den Berichten war Rosenberger mehrfach als
Projektleiter bezeichnet worden.