Studie: mehr als 100 000 Tote durch Waldbrände 2015 in Indonesien

Wochenlang bedeckten Rauchwolken im Jahr 2015 große Teile
Südostasiens. Sie kosteten einer neuen Studie zufolge mehr als
100 000 Menschen das Leben - die weitaus meisten davon in Indonesien.

Jakarta (dpa) - Die verheerenden Waldbrände in Indonesien vom
vergangenen Jahr haben vermutlich mehr als 100 000 Menschen das Leben
gekostet. Das berechnen Forscher der US-Universitäten Harvard und
Columbia (US-Staaten Massachusetts und New York) in der Zeitschrift
«Environmental Research Letters». Für die Todesfälle verantwortlich

sei in den vom Smog hauptsächlich betroffenen Ländern Indonesien,
Malaysia und Singapur das Einatmen großer Mengen Feinstaub auf
Kohlenstoff-Basis. Das Klimaphänomen El Niño hatte die Bildung der
Brände begünstigt. Die indonesische Regierung bezifferte die Zahl der
Toten bislang mit 24.

Die Feuer auf den Inseln Sumatra und Borneo loderten von Juli bis
Oktober 2015. Das Team um die Harvard-Forscherin Shannon Koplitz
schätzt, dass es in dieser Zeit allein in Indonesien 91 600
zusätzliche Todesfälle gab. Ferner habe es in Malaysia 6500 Tote und
im Stadtstaat Singapur 2200 Tote gegeben, schreiben die Autoren.
Damit sei die Zahl der Smog-bedingten Todesfälle mehr als doppelt so
hoch gewesen wie bei Bränden unter ähnlichen klimatischen Bedingungen
im El Niño-Jahr 2006.

Feinstaub dringt tief in die Lunge ein und kann Atemwegserkrankungen,
Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Die
Auswirkungen anderer Giftstoffe im Smog wie etwa Kohlenmonoxid,
Formaldehyd, Arsen oder Blausäure wurden in der Studie nicht
berücksichtigt.

Auslöser der Feuer waren - oft illegale - Brandrodungen durch
Kleinbauern und Plantagenbesitzer. Weil die Jahreszeit ungewöhnlich
trocken war, entzündeten sich Torfböden und schwelten teils auch
unterirdisch. Erst Anfang November löschten die einsetzenden
Monsunregen die Brände. Die Umweltorganisation Greenpeace forderte
die Regierung in Jakarta auf, stärker gegen Brandstifter
einzuschreiten. «Nun, da wir das Ausmaß der Todesfälle kennen, wäre

es ein Verbrechen nicht sofort gegen diesen Verlust von Menschenleben
vorzugehen», sagte Yuyun Inradi von Greenpeace Indonesien.