Gesundheitscampus soll Forschung und Pflege älterer Menschen fördern

Mit der wachsenden Zahl älterer Menschen nehmen auch deren
Krankheiten und Leiden zu. Bis 2040 wird in Brandenburg ein Anstieg
der Pflegebedürftigen um fast 70 Prozent erwartet.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburg will die Forschung an
Alterskrankheiten mit einem groß angelegten Projekt voranbringen -
dem Gesundheitscampus. Daran sollen sich mehrere Universitäten,
Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen beteiligen. Das vom
Kabinett kürzlich beschlossene Konzept für den Campus veröffentlichte

der Landtag jetzt auf seiner Internetseite.

Ziel ist es unter anderem, die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und
Naturwissenschaftlern zu verbessern, die medizinische und
pflegerische Versorgung der Brandenburger zu sichern sowie
Wissenschaft und Forschung zu stärken. In den Campus sollen auch
zahlreiche Kliniken eingebunden werden.

Mit dem Großprojekt reagiert das Land auch auf den steigenden Anteil
älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung. Damit verbunden ist ein
wachsender Aufwand für Pflege und Rehabilitation. So wird für den
Zeitraum von 2013 bis 2040 eine Zunahme der Pflegebedürftigen in der
Mark um annähernd 70 Prozent vorhergesagt. Bei den Demenzerkrankungen
wird von 2009 bis 2030 mit einem Anstieg um 99,5 Prozent gerechnet.
Zudem wird erwartet, dass chronische Erkrankungen wie Arthrose und
Diabetes zunehmen werden.

Um die Qualität der Pflegeleistungen stabil zu halten, sei ein
Personalzuwachs bis 2040 von annähernd 85 Prozent erforderlich, heißt
es in dem Konzept. Es bestehe akuter Forschungsbedarf, wie die
Versorgung bei einer abnehmenden Gesamtbevölkerung gesichert werden
könne. Auch fehlten noch gesicherte Forschungsergebnisse, weshalb in
Brandenburg die Zahl der Schwerbehinderten in den letzten Jahren
gestiegen sei.

Grundlage des Konzepts ist ein Landtagsbeschluss vom Juni 2015,
nachdem der Campus bis 2019 entstehen soll. Bereits im vergangenen
Jahr öffnete in Potsdam eine Geschäftsstelle, 2017 sollen die ersten
Forschungsprojekte starten und ein Jahr später die ersten von
mindestens zwölf neuen Professoren berufen werden.

Für 2017 und 2018 sollen dafür insgesamt rund 5,6 Millionen Euro
ausgegeben werden, ab 2019 jährlich fünf Millionen Euro. Als
Kooperationspartner sind unter anderem Brandenburger Einrichtungen
des Fraunhofer Instituts, des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, des
Leibniz-Instituts und des Max-Planck-Instituts vorgesehen.

Zunächst soll in einer zweijährigen Pilotphase ein
hochschulübergreifendes Netzwerk entstehen. Trägerhochschulen sind
die Universität Potsdam, die Brandenburgische Technische Universität
Cottbus-Senftenberg und die Medizinische Hochschule Brandenburg. Dazu
sollen eine gemeinsame Promotions- und Habilitationsordnung sowie ein
Konzept für den wissenschaftlichen Nachwuchs erarbeitet werden. Mit
dem Thema «Medizin und Gesundheit des Alterns» sollen sich ein oder
mehrere Forschungsschwerpunkte befassen, die zwei Jahre lang speziell
gefördert werden.

In der anschließenden Aufbauphase soll eine gemeinsame Einrichtung
der Partner nach dem Brandenburgischen Hochschulgesetz ins Leben
gerufen werden. Angestrebt wird die Gründung eines gemeinsamen
staatlichen Fachbereichs für Gesundheits- und Medizinwissenschaften.
Dieser könne laut Konzept der Landesregierung in der Gründungsphase
des Gesundheitscamps zunächst virtuell oder an einem vereinbarten
Standort entstehen. Details dazu sollen in den nächsten Monaten mit
den Trägerhochschulen erarbeitet werden.

Ein weiteres Ziel ist es, gemeinsam Drittmittel für die Forschung
einzuwerben. Für den Forschungsverbund sollen auch
Kooperationsverträge mit außeruniversitären Einrichtungen und
weiteren Hochschulen - auch internationalen - abgeschlossen werden.