Ministerium geht von drei Toten im Krebszentrum aus

Die Staatsanwaltschaft soll ihre Ermittlungen zum Tod von Patienten
einer alternativen Krebsklinik stark ausgeweitet haben. Die Ermittler
schweigen, doch die NRW-Gesundheitsministerin nennt eine Zahl.

Krefeld (dpa) - Knapp einen Monat nach dem Tod von mindestens drei
Patienten eines alternativen Krebszentrums am Niederrhein sind die
Dimensionen des Falles weiter unklar. Die nordrhein-westfälischen
Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) reagierte am Freitag
auf Berichte über Ermittlungen in weiteren 70 Todesfällen.

«Für die weiteren angeblichen Verdachtsfälle, die aktuell in den
Medien genannt wurden, haben wir bisher keine Bestätigung», stellte
Steffens einer Mitteilung fest. Nach Informationen, die dem
Ministerium auch von der Staatsanwaltschaft vorlägen, bezögen sich
die Ermittlungen auf fünf Behandlungsfälle, wovon drei Patienten
gestorben seien.

Nach einem WDR-Bericht soll die Staatsanwaltschaft Krefeld inzwischen
in 70 Todesfällen ermitteln. Staatsanwalt Marcel Dörschug wollte das
am Freitag «weder bestätigen noch dementieren». Er werde sich derzeit

nicht zum Stand der Ermittlungen äußern, sagte Dörschug.

Die drei Patienten waren Ende Juli gestorben und kurz zuvor in
Brüggen mit dem Präparat «3-Bromopyruvat» behandelt worden. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben gegen den Betreiber
der Praxis wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger
Körperverletzung in mehreren Fällen. In der Praxis waren überwiegend

niederländische Staatsbürger behandelt worden.

In seiner Presseerklärung vom 12. August hatte Dörschug mitgeteilt,
dass sichergestellte Beweismittel darauf ausgewertet werden, «ob
weitere Behandlungsfälle in die Ermittlungen einzubeziehen sind».
Über diese Angaben hinaus werde er derzeit keine weiteren Auskünfte
geben, sagte Dörschug am Freitag.

Der WDR hatte am Donnerstag berichtet, die Behörden hätten jetzt
offenbar die Patientenakten systematisch auf Behandlungen mit dem
umstrittenen Wirkstoff geprüft. In all diesen Fällen müsse jetzt
untersucht werden, ob tatsächlich die Behandlung zum Tode geführt
habe. Möglicherweise müssten viele der Leichen exhumiert werden, um
eine Obduktion zu ermöglichen.