Reizvolle Pokalduelle: Neun Amateurclubs fordern Bundesligisten

Schalke gegen einen Sechstligisten, Köln gegen einen Sechstligisten.
Vorsicht vor einer Blamage ist geboten. Es ist Pokalzeit. Die
Außenseiter hoffen auf einen Cup-Coup.

Düsseldorf (dpa) - Pflichtspielauftakt für die Bundesligisten, Spiel
des Jahres für die unterklassigen Vereine. Gleich neun Amateurclubs
hoffen in der ersten DFB-Pokalrunde von Samstag bis Montag auf die
Sensation. Eine Woche vor dem Start der Fußball-Bundesliga wollen die
Favoriten indes erfolgreiche Generalproben absolvieren und einen
Fehlritt unbedingt vermeiden.

Besonders im Fokus stehen die Partien des FC Schalke 04 mit dem neuen
Trainer Markus Weinzierl beim südbadischen Verbandsligisten FC 08
Villingen und des 1. FC Köln beim Berliner Pokalsieger BFC Preussen.
Schließlich müssen die Traditionsvereine bei Clubs aus der 6. Liga
antreten. Weinzierl will trotz einiger Personalprobleme nichts dem
Zufall überlassen und bei seinem Pflichtspieldebüt mit den
Königsblauen am Samstag (15.30 Uhr) im Freiburger Schwarzwaldstadion
seine bestmögliche Elf aufbieten. «Wir wollen souverän in die zweite

Runde einziehen», sagte Weinzierl.

Sein Trainerkollege, Villingens Coach Jago Maric, spielte einst
gemeinsam mit Weinzierl bei den Stuttgarter Kickers. Er fordert Mut
und Spaß von seinen Spielern, schätzt die Siegchancen aber
realistisch ein: «Wir wollen nicht zu früh in Rückstand geraten und
brauchen einen überragenden Tag.»

Auch ohne Olympia-Torwart Timo Horn sowie seinem verletzten Vertreter
Thomas Kessler sollte Köln beim BFC Preussen ein Erfolg gelingen.
FC-Trainer Peter Stöger vertraut dem 20 Jahre alte Sven Müller bei
dessen Pflichtspielpremiere. «Für unseren Gegner ist die Partie der
Höhepunkt der Saison, für uns der Einstieg in eine wichtige
Meisterschaft. Wir nehmen die Aufgabe ernst und unterschätzen
niemanden», sagte Stöger, der die Berliner sogar beobachten ließ.

«Ich habe schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen. In diesem
Wettbewerb ist alles möglich», sagte Preussen-Trainer Andreas
Mittelstädt. Darüber hinaus kritisierte er den Deutschen Fußball-Bund

für dessen Umgang mit unterklassigen Teams. «Was alles gemacht werden
muss, damit man überhaupt spielen darf - das ist ja Wahnsinn, das ist
verrückt. Es entscheiden halt auch Leute, die selbst noch nie eine
Turnhose anhatten, sondern nur ihren Schlips», sagte Mittelstädt dem
«Kölner Stadt-Anzeiger» (Online-Ausgabe). Wegen der DFB-Auflagen
können die Preussen nicht ihr eigenes Stadion nutzen, sondern müssen
in das Zweitliga-Domizil des Nachbarn Union Berlin in die Alte
Försterei umziehen.

Auf verlorenem Posten dürfte der Pfälzer Oberligist SC Hauenstein
gegen Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen stehen. Auch wenn
es für den Pokalneuling, der im Vorjahr noch von Jürgen Kohler
trainiert wurde, das größte Spiel der Clubgeschichte ist.

Groß ist die Vorfreude auf hochkarätige Konkurrenz auch bei den
Regionalligisten SV Drochtersen/Assel (gegen Borussia
Mönchengladbach), SV Babelsberg (SC Freiburg), SpVgg. Unterhaching
(Mainz 05) sowie 1. FC Germania Egestorf/Langreder aus Niedersachsen,
der 1899 Hoffenheim empfängt. Erst am Montag (20.45 Uhr) steht
Borussia Dortmund bei Eintracht Trier auf dem Prüfstand.

Eine lockeren Trainer-Einstand sollte Norbert Meier mit dem
SV Darmstadt feiern. Schließlich kickt der Bremer SV in der 5. Liga.
Vor komplizierten Aufgaben bei ihren Pflichtspieldebüts stehen Ralph
Hasenhüttl mit Bundesligaaufsteiger RB Leipzig im Ostduell beim
Zweitligisten Dynamo Dresden und Markus Kauczinski mit dem
FC Ingolstadt beim Zweitligisten Erzgebirge Aue. «Wir wissen, was zu
tun ist und wie wir auftreten müssen, um etwas mitzunehmen. Wir
wollen in die nächste Runde», sagte Hasenhüttl vor dem brisanten
Duell in Dresden, das wegen der Rivalität der Fanlager als
Hochsicherheitsspiel eingestuft wurde.

Fünf Bundesligisten müssen bei ambitionierten Drittligaclubs
antreten. Entsprechend groß ist die Stolpergefahr für den
VfL Wolfsburg, der noch auf Stareinkauf Mario Gomez verzichten muss,
sowie Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, den Hamburger SV oder
Hertha BSC. Bei den Berlinern herrscht angesichts der schwachen
Testspiele und dem frühen Aus in der Europa-League-Qualifikation vor
der Partie bei Jahn Regensburg bereits Alarmstimmung. «Wir dürfen
Regenburg keine Hoffnung machen», sagte Hertha-Coach Pal Dardai,
«sonst wird es schwierig».