Euphorie und volle Kassen: Sechstligisten fiebern Pokal entgegen Von Matthias Jung und Matthias Bossaller, dpa

Der FC 08 Villingen und BFC Preussen sind die einzigen Sechstligisten
im DFB-Pokal. In ihren Spielen gegen Schalke und den 1. FC Köln sind
sie krasse Außenseiter. Doch auch Bundesligisten können ausrutschen -
satte Einnahmen bescheren sie den Amateuren auf jeden Fall.

Freiburg/Berlin (dpa) - Sie gelten zum Auftakt des DFB-Pokals als die
größten Außenseiter, der Höhepunkt des Jahres ist der Cup-Wettbewer
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für die Sechstligisten FC 08 Villingen und BFC Preussen dennoch. We
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die Underdogs aus Südbaden und Berlin am Samstag (jeweils 15.30
Uhr/Sky) den FC Schalke 04 und 1. FC Köln empfangen, scheint es nur
um die Höhe der Siege für die Fußball-Bundesligisten zu gehen. Doch
eine Sensation von vornherein auszuschließen, kommt für die Amateure
nicht infrage - ganz im Gegenteil.

«Ich habe schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen. In diesem
Wettbewerb ist alles möglich», sagte Preussen-Trainer Andreas
Mittelstädt am Donnerstag vor der Partie gegen Köln. «Warum sollte

uns nicht die Sensation gelingen?» Der Geschäftsstellen-Leiter Fred
Böttcher betonte: «Auch ein Bundesligist kann mal ausrutschen.»

Der Sieger des Berliner Landespokals und der südbadische Cup-Gewinner
Villingen sind in dieser Saison die niederklassigsten Vereine im
DFB-Pokal. In der vergangenen Saison war kein Club unterhalb der
fünften Spielklasse am Start gewesen. Die Ansagen aus Villingen sind
allerdings nicht ganz so forsch wie die aus Berlin. Man wolle zwar
die Sensation schaffen, aber «wir sind ja keine Träumer», betonte der

FC-Sportvorstand Martin Braun vor der Partie gegen die Schalker um
Weltmeister Benedikt Höwedes und den neuen Jungstar Breel Embolo.

Doch egal wie es ausgeht: Für den Oberliga-Absteiger ist das Spiel
schon vor dem Anpfiff ein voller Erfolg. Schließlich kann er mit den
Einnahmen sämtliche Schulden in Höhe von 166 000 Euro tilgen und sich
auf einen Schlag sanieren. Möglich wird dieser Schritt durch den
Umzug in das gut 50 Kilometer entfernte Stadion des Bundesligisten
SC Freiburg, für den der 47-jährige Braun früher selbst spielte.

In Freiburg hofft er auf mehr als 20 000 Zuschauer. Dann bleibt
vielleicht sogar noch etwas Geld übrig, das der 1908 gegründete
Verbandsligist in den geplanten Bau eines Vereinsheims stecken
könnte. In Villingen wäre nur Platz für 5000 Fans gewesen.

Auch beim 1894 gegründeten BFC Preussen ist die Euphorie und die
Nachfrage nach Eintrittskarten groß wie selten. Zu Ligaspielen kommen
gewöhnlich zwischen 30 und 250 ins Preussen-Stadion an die Malteser
Straße. Gegen Köln rechnen die Verantwortlichen mit bis zu 7000
Besuchern. Wegen des großen Andrangs ziehen die Preussen ins Stadion
An der Alten Försterei des Zweitligisten 1. FC Union Berlin um. «Das
ist das absolute Highlight der letzten 25 Jahre», meinte Böttcher.

Vergangene Saison war Coach Mittelstädt für sein Ziel Landespokalsieg
noch belächelt worden. Mit der gleichen Mischung aus Chuzpe und
Vertrauen in die eigene Stärke wollen die Berliner nun den Kölnern
das Leben schwer machen. Auch der FC Bayern wäre ihnen als Gegner
recht gewesen. «Ich hätte gerne Franck Ribéry in Badelatschen durch
unseren Kabinengang schlappen gesehen», sagte Mittelstädt.

Der BFC gehört zu den traditionsreichsten Teams in der Hauptstadt:
mehrfacher Berliner Meister und ab Mitte der 70er-Jahre Spitzenteam
in der West-Berliner Oberliga. Im DFB-Pokal mischten die Preussen
schon häufiger mit. 1981/1982 gelang durch ein 2:0 gegen Schwarz-Weiß
Essen gar der Einzug in die 2. Runde. Das soll nun wieder gelingen.