Köln kommt: BFC Preussen im Pokal-Fieber - «Warum nicht Sensation?» Von Matthias Bossaller, dpa

Als Sechsligist sind die Chancen des BFB Preussen gegen Köln in der
ersten Pokalrunde äußert überschaubar. Der Außenseiter gibt sich ab
er
frech und erinnert dabei an seinen sensationellen Durchmarsch im
Berliner Landespokal.

Berlin (dpa/bb) - Der BFC Preussen aus Berlin gehört zu einem der
größten Außenseiter in der ersten Runde des Fußball-DFB-Pokals. Doc
h
der einzige Sechstligist im Wettbewerb neben dem FC Villingen zeigt
sich vor seinem Spiel des Jahres am Samstag (15.30 Uhr) gegen den
Bundesligisten 1. FC Köln frech und selbstbewusst. «Ich habe schon
Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen. In diesem Wettbewerb ist
alles möglich», sagte Preussen-Trainer Andreas Mittelstädt, «warum

sollte uns nicht die Sensation gelingen? Und Geschäftsstellen-Leiter
Fred Böttcher fügte hinzu: «Auch ein Bundesligist kann mal
ausrutschen.»

Hierfür setzte der Club aus dem Südwesten der Hauptstadt auf «das
nötige Glück. Vielleicht nimmt uns Köln nicht richtig ernst»,
erklärte Mittelstädt, der darauf hinwies, dass sein Team bereits im
Berliner Landespokal höherklassige Gegner bezwungen hatte. Am Ende
standen die Preussen nach dem 1:0 gegen den Oberligisten Lichtenberg
als Sensations-Sieger fest und freuten sich über eine
Pokal-Antrittsprämie von 140 000 Euro.

Ein Blick auf den kuriosen Weg des BFC Preussen zum Landespokalsieg
lohnt sich: In der 3. Runde gab es ein 9:2 gegen den SC Gatow. Nach
90 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Im Halbfinale lagen sie gegen den
SC Staaken bis kurz vor Schluss mit 1:2 hinten. Ein Eigentor in der
Nachspielzeit brachte die Verlängerung und schließlich den 3:2-Sieg.
Vor dem Saisonstart war Coach Mittelstädt für sein Ziel
Landespokalsieg noch belächelt worden. Mit der gleichen Mischung aus
Chuzpe und dem Vertrauen in die eigene Stärke wollen die Berliner nun
den Kölnern das Leben schwer machen. Gegen den FC Bayern als Gegner
hätten sich die Berliner auch nicht gewehrt. «Ich hätte gerne Franck

Ribéry in Badelatschen durch unseren Kabinengang schlappen gesehen»,
bemerkte Mittelstädt.

Die Euphorie und die Nachfrage nach Karten ist auch ohne Beteiligung
des deutschen Rekordmeisters bei dem 1894 gegründeten Club groß wie
selten. «Das ist das absolute Highlight der letzten 25 Jahre», meinte
Böttcher. Zu Ligaspielen kommen zwischen 30 und 250 ins
Preussen-Stadion an die Malteser Straße. Gegen den FC rechnen die
Verantwortlichen mit bis zu 7000 Besuchern.

Wegen des großen Andrangs ziehen die Preussen um. Die Begegnung
findet im Stadion An der Alten Försterei des Zweitligisten 1. FC
Union Berlin statt. Auch die Anfragen der Medienvertreter sprengten
den üblichen Rahmen. «Wir hatten rund 60 Anfragen nach
Akkreditierungen, sogar Journalisten aus Japan wollen kommen»,
informierte Böttcher. Das Interesse der Vertreter aus Fernost richtet
sich freilich auf Kölns japanischen Stürmer Yuya Osako.

Der BFC Preussen gehört zu den tradionsreichsten Teams der
Hauptstadt: Mehrfacher Berliner Meister und ab Mitte der 70er- Jahre
Spitzenteam in der West-Berliner Oberliga. Am Aufstieg in die zweite
Bundesliga scheiterte der Verein mehrfach knapp. Im DFB-Pokal
mischten die Preussen schon häufiger mit. 1981/1982 gelang durch ein
2:0 gegen Schwarz-Weiß Essen gar der Einzug in die 2. Runde. Dies
soll nun wieder gelingen.