Lieber Ärztin als Hollywood-Star - Marianne Koch wird 85 Von Ute Wessels, dpa

Schauspielerin, Moderatorin, Ärztin und Autorin: Marianne Koch hat
gleich mehrfach Karriere gemacht. Ihre Berufung sah sie in der
Medizin, für die sie Hollywood verließ und nach Deutschland
zurückkehrte. Jetzt wird sie 85.

München (dpa) - Sie könnte seit 20 Jahren im Ruhestand
sein, doch das kommt für Marianne Koch nicht infrage.
Ihre Leidenschaft gehört der Medizin. Dafür beendete die Münchn
erin
einst ihre Filmkarriere. Die Ärztin berät seit 15 Jahren Radiohörer
in der «Gesundheitssprechstunde» im Bayerischen Rundfunk und schreibt
nebenbei an einem neuen Buch. Um ihren 85. Geburtstag (19.
August) will sie kein Aufhebens machen, wie sie der Deutschen
Presse-Agentur sagte. «Geburtstagsfeiern sind etwas für Kinder.»

Zeit zum Feiern hat sie eigentlich auch nicht. Schließlich will sie
ihr neues «Vorsorge-Buch» endlich abschließen. Einmal in der Woche
geht Marianne Koch für den BR auf Sendung und das ein oder andere
Interview steht auch noch an. Noch so intensiv arbeiten zu können,
empfindet sie als Glück und Privileg.

Hollywood-Star zu werden, ist nicht der Plan von Marianne Koch, als
sie 1949 in München Abitur macht. Stattdessen beginnt sie ein
Medizinstudium. Die Schauspielkarriere gelingt ihr quasi nebenbei. In
den Semesterferien übernimmt sie erste kleinere Rollen. Nach dem
Physikum 1952 unterbricht sie das Studium und konzentriert sich auf
den Film. Ohne Schauspielunterricht wird sie für Millionen Kinogäng
er
zum Idol der Wirtschaftswunderjahre.

Sie steht an der Seite von Curd Jürgens, Heinz Rühmann, O.W. Fischer
und Gregory Peck vor der Kamera - und bezaubert das Publikum mit
ihrem Lächeln und ihrem Charme. In Helmut Käutners «Ludwig II.»
gelingt ihr der Durchbruch. Für ihren Auftritt in «Des Teufels
General» wird sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

Es folgen bis 1970 rund 70 Kinofilme, darunter «Der Stern von
Afrika», «Die Landärztin», «Mitternachtsmörder» sowie die Wes
tern
«Der letzte Ritt nach Santa Cruz». In dem Sergio Leone-Klassiker «F
ür
eine Handvoll Dollar» spielt sie mit Hollywoodstar Clint Eastwood.

Doch der Glanz der Filmwelt füllt Koch nicht aus. 1973 kehrt sie -
inzwischen Mutter zweier Söhne - an die Uni zurück und schließt
wenige Jahre später ihr Studium mit der Promotion ab. 1985 eröffnet
sie in München eine internistische Praxis. Rückblickend sieht sie die
Schauspielerei nur als eine langjährige Episode an: «Die
(Filmkarriere) ist für mich nicht nur zeitlich, sondern auch
emotional eine ziemlich vage Erinnerung.» 

Ihre große Bekanntheit beim deutschen TV-Publikum verdankt Koch
besonders dem ARD-Ratespiel «Was bin ich?» mit Gastgeber Robert
Lembke. Sie gehörte seit den 60er Jahren als Mitglied der
Stammbesetzung neben Annette von Aretin, Guido Baumann und Hans Sachs
mit ihren treffsicheren Fragen zu der Sendung wie das Schweinderl, in
dem die Fünf-Mark-Stücke der Kandidaten klingelten. Koch war in
vielen weiteren TV-Sendungen präsent, für ihre Moderation in der
Talk-Sendung «III nach Neun» bekam sie 1976 einen Grimme-Preis.

Kochs Passion ist bis heute die Medizin. 14 Jahre lang steht sie als
Präsidentin der Deutschen Schmerzliga vor und ist ihr als
Ehrenpräsidentin weiter verbunden. Sie gibt Patientenseminare,
schreibt mehrere medizinische Ratgeber und tritt im Radio auf. Das
«Gesundheitsgespräch» im BR findet sie deshalb toll, «weil wir ei
ne
ganze Stunde lang in aller Ausführlichkeit ein medizinisches Thema
erklären und darüber mit den Hörern sprechen können».

Jetzt steht erst einmal der Geburtstag an. Den will Marianne Koch mit
der Familie und Freunden «so normal wie möglich» verbringen. «Mal

schauen, ob es gelingt.»