Contergan-Geschädigte verklagen Bundesrepublik

Ostfildern/Straßburg (dpa/lsw) - Contergan-Geschädigte haben vor
dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Klage gegen die
Bundesrepublik eingereicht, um höhere Rentenzahlungen durchzusetzen.
Man habe die letzten ausstehenden Papiere der 2000 Seiten umfassenden
Klageschrift in Straßburg am Freitag abgegeben, sagte der Sprecher
des Contergannetzwerks, Christian Stürmer, am Montag in Ostfildern
(Kreis Esslingen). Die Klage werde nun auf Zulässigkeit geprüft. Wie
lange das dauert, lasse sich nicht abschätzen. Das höchste deutsche
Gericht in Karlsruhe hatte eine Beschwerde des Netzwerks nicht
angenommen, unter anderem weil sie nicht begründet worden sei.

Die Contergan-Geschädigten werfen der Bundesrepublik Verstoß gegen
die Europäische Menschenrechtskonvention vor, weil er seiner Pflicht
zur Versorgung der Opfer nur unzureichend nachkomme. Er habe mit der
Errichtung einer Stiftung sämtliche Ansprüche schwerstgeschädigter
Kinder gegen den Herstellerkonzern Grünenthal (Aachen)
ausgeschlossen. Die Opfer seien stattdessen an Sozialämter verwiesen
worden, was dazu führe, dass in Deutschland die niedrigsten Renten
von allen Ländern weltweit gezahlt würden. Sie lebten «großteils in

bitterster Armut», sagte Stürmer.

Das Netzwerk vertritt rund 350 Geschädigte. In Deutschland gibt es
heute noch rund 2800 Betroffene, die ohne Gliedmaßen zur Welt kamen,
nachdem ihre Mütter Ende der 50er Jahre das Schlafmittel Contergan
der Firma Grünenthal eingenommen hatten.

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## Internet
- [Netzwerk](www.contergannetzwerk.de)

## Orte
- [Netzwerk](Weiherhagstraße 6, 73760 Ostfildern)