Billiger Tod: 94 Inder sterben an gepanschtem Schnaps

Fast überall in Indien gibt es Schwarzgebrannten für wenige Rupien.
Das führt immer wieder zu schweren Vergiftungen. In Mumbai sterben
nun Dutzende Menschen. Und niemand weiß, wie viele Flaschen des
gepanschten Alkohols noch ungeöffnet sind.

Mumbai (dpa) - In Indien sind Dutzende weitere Menschen nach dem
Konsum von gepanschtem Schnaps gestorben. Insgesamt seien
mittlerweile 94 Todesfälle gemeldet worden, sagte ein Polizeisprecher
am Sonntag. Die meisten der Toten seien Bewohner der Slum-Gegend
Malvani in Mumbai (früher Bombay). 45 Menschen seien noch zur
Behandlung in Krankenhäusern.

Der Konsum von Schwarzgebranntem ist in Indien weit verbreitet. Ein
halber Liter ist oft schon für 20 Rupien (28 Cent) zu haben. Immer
wieder wird der Schnaps mit dem Industrie-Alkohol Methanol vermischt,
was zu schweren Vergiftungen führen kann. Im Bundesstaat Maharashtra,
in dem Mumbai liegt, ist für den Konsum von Alkohol eigentlich eine
Lizenz erforderlich. Das Gesetz wird aber kaum umgesetzt. In anderen
Bundesländern ist Alkoholkonsum eigentlich gänzlich verboten.

Die Polizei habe rund 20 Verdächtige vorübergehend festgesetzt,
berichtete die indische Nachrichtenagentur IANS. Nach vier
Alkoholschmugglern werde in der Finanzmetropole und Umgebung noch
gesucht. In einigen Gegenden Mumbais gehe die Polizei von Tür zu Tür,
um festzustellen, ob in den vergangenen Tagen noch mehr Menschen den
tödlichen Schnaps gekauft haben.

Nach offiziellen Angaben sterben in Indien jedes Jahr rund 1000
Menschen an gepanschtem Alkohol. Schätzungen gehen davon aus, dass
zwei Drittel des in Indien getrunkenen Alkohols illegal hergestellt
wurden. Die indische Zeitung «Mid-Day» berichtete, die Familien der
Verstorbenen hätten sich mehrfach an die Polizei gewandt und von dem
Schmugglerring berichtet, doch sei nie etwas unternommen worden.