Erster Mers-Fall in China bestätigt - ein Dutzend Fälle in Südkorea

In Südkorea löst die steigende Zahl von Fällen der Atemwegserkrankung

Mers immer größere Besorgnis aus. Im benachbarten China wurde bei
einem Besucher aus Südkorea das Mers-Virus nachgewiesen.

Peking/Seoul (dpa) - In China ist erstmals ein Fall der
Atemwegserkrankung Mers bestätigt worden. Betroffen sei ein aus
Südkorea stammender Mann, der in der Provinz Guangdong unterwegs war,
teilte das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am
Freitag in Peking mit. Der Patient habe vor seiner Reise engen
Kontakt zu Infizierten gehabt. Er werde auf einer Isolierstation
behandelt, sein Zustand sei stabil. In Südkorea löste die steigende
Zahl von Mers-Fällen die Sorge vor einer weiteren Verbreitung aus. 

Das Mers-Virus wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen. Das
Land ist nach wie vor am stärksten betroffen, die Infektion hat sich
jedoch inzwischen in vielen Ländern weltweit verbreitet. Typische
Symptome des «Middle East Respiratory Syndrome» sind Fieber,
Atemprobleme, Lungenentzündungen und Nierenversagen. Das Virus gehört
zu den Coronaviren, zu der auch das Sars-Virus zählt, an dem bei
einem Ausbruch 2003 rund 800 Menschen starben.

Nach Angaben des südkoreanischen Gesundheitsministeriums wurden in
dem Land bis zum Freitagabend zwölf Mers-Fälle bestätigt. Die meist
en
von ihnen kamen direkt oder indirekt mit dem Patienten in Kontakt,
bei dem Mitte der vergangenen Woche erstmals in dem Land das Virus
nachgewiesen worden war. 

Gesundheitsminister Moon Hyung Pyo äußerte sich besorgt über die
«schlimmer werdende Situation». Bei einem Dringlichkeitstreffen der
Behörde habe er die Teilnehmer dazu aufgerufen, alles zu tun, damit
die Bürger sich sicher fühlen könnten, wurde er von der nationalen
Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. 

Einer im April veröffentlichten Studie zufolge ist Mers bereits viel
weiter verbreitet als lange angenommen - aber auch weniger
gefährlich. Demnach verläuft vermutlich der größte Teil der
Infektionen ohne schwere Krankheitssymptome. Zuvor seien Experten von
einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30 Prozent ausgegangen, hieß es
im Fachjournal «Lancet Infectious Diseases». Allein in Saudi-Arabien
steckten sich demnach in den letzten zehn Jahren wahrscheinlich mehr
als 40 000 Menschen mit Mers an, ohne es zu merken.

Weltweit wurden von der WHO bislang mehr als 1100 laborbestätigte
Mers-Erkrankungen erfasst, über 430 Menschen starben.