Ebola breitet sich aus: Erste Fälle in New York und Mali

Erstmals sind Ebola-Fälle in New York und Mali aufgetreten. Der
erkrankte Arzt in den USA liegt auf einer Isolierstation - aber hat
er das Virus vorher schon weitergegeben?

New York/Bamako (dpa) - Ebola hat die US-Metropole New York und das
afrikanische Land Mali erreicht. Bei einem Arzt in New York habe sich
der Verdacht auf die lebensgefährliche Krankheit bestätigt, sagte
Bürgermeister Bill de Blasio am späten Donnerstagabend. In Mali sei
das Virus bei einem zweijährigen Mädchen nachgewiesen worden, teilte
das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Bamako mit.

AFRIKA: Das Kleinkind war den Angaben zufolge am Mittwoch in ein
Krankenhaus gebracht worden, am Donnerstag habe der Befund
festgestanden. Das Mädchen sei zuvor in Guinea gewesen, hieß es. Die
westafrikanischen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone sind am
stärksten vom Ausbruch der Seuche betroffen. Die Zahl der Infektionen
stieg dort zuletzt weiter stark an.

AMERIKA: Der 33 Jahre alte Arzt war wenige Tage zuvor aus Westafrika
nach New York zurückgekehrt und hatte zuletzt über Fieber und
Durchfall geklagt. Er wurde sofort isoliert. Den Gesundheitsbehörden
zufolge ist es «extrem unwahrscheinlich», dass er die Krankheit
weitergegeben habe. «Es gibt keinen Grund zur Sorge», beteuerte De
Blasio. «Wir haben ein starkes Team und wir sind seit Monaten
vorbereitet. Jetzt läuft ab, was wir so oft geübt haben.» Ebola
übertrage sich nur durch Körperflüssigkeiten: «Es genügt nicht, i
m
selben U-Bahn-Wagen zu sein oder in der Nähe zu wohnen.»

KONTAKTE: «Wir hatten alle gehofft, dass dieser Tag nie kommen wird»,
sagte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo. «Aber wir sind hier in New
York und Menschen aus aller Welt kommen zu uns. Diese Nachricht
konnte uns nicht überraschen.» Cuomo sagte, dass der Mann engeren
Kontakt zu vier Menschen gehabt habe, alle vier seien schon
ermittelt. «Wir sind so vorbereitet, wie man nur vorbereitet sein
kann.» Erst in den vergangenen Tagen seien 5000 Pflegekräfte extra
für Ebola ausgebildet worden. «Ich weiß, «Ebola» klingt zum Für
chten.
Aber wir haben sehr, sehr schnell reagiert.»

HILFSEINSATZ: Der New Yorker Gesundheitsbehörde zufolge hatte der
33-Jährige für Ärzte ohne Grenzen in Guinea gearbeitet und war am 14.

Oktober nach Europa und drei Tage später nach New York geflogen. Da
habe er noch keine Symptome gehabt. Als erfahrener Arzt habe er bei
sich zweimal am Tag seine Körpertemperatur gemessen, erst am
Donnerstag habe er aber Fieber bekommen.

GEFAHREN: Die Behörde bestätigte auch, dass der Arzt mit mehreren
U-Bahn-Linien gefahren sei und am Abend vor dem Fieber zum Bowlen
gegangen sei. Er sei zudem mit einem Taxi gefahren. «Aber er bekam
erst heute Fieber. Und wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass
man erst ansteckend ist, wenn man krank ist.» Ein Freund des Arztes
sagte CNN: «Er hat Bekannten in New York immer gesagt: «Ich mache das
beste, um Ebola von unserer Stadt fernzuhalten: Ich gehe nach Afrika
und bekämpfe die Krankheit da, bevor sie uns erreichen kann.»

AUSBREITUNG: Die Seuche breitet sich vor allem in Westafrika weiter
stark aus. Bis zum 19. Oktober hatte die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) 9936 Fälle erfasst. Die Zahl der Toten betrug demnach 4877.
Allerdings gehen Fachleute nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer
aus. Besonders in den Hauptstädten der Länder Guinea, Liberia und
Sierra Leone bleibe die Übertragungsrate sehr hoch. Die meisten Opfer
beklagt Liberia mit über 2700 Toten.