Mehr Crystal Meth in Deutschland - Zahl der Drogentoten steigt

Heroin und Kokain sind auf dem Rückzug - doch dafür taucht in
Deutschland immer häufiger das hochgefährliche Crystal Meth auf. Auch
die Zahl der Drogentoten steigt wieder an. Doch dafür sind eher
andere Drogen verantwortlich.

Berlin (dpa) - Synthetische Drogen wie Crystal Meth und Ecstasy sind
in Deutschland auf dem Vormarsch. Das geht aus Zahlen hervor, die die
Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des
Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, am Donnerstag in Berlin
vorgestellt haben. Demnach gibt es in diesem Bereich die höchsten
Zuwachsraten. So wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 77
Kilogramm Crystal Meth sichergestellt - so viel wie nie zuvor. Die
Zahl der erstmals auffällig gewordenen Konsumenten der stark süchtig
machenden Modedroge stieg um sieben Prozent.

«Den zunehmenden Konsum von Crystal sehen wir mit Sorge, da mit der
Einnahme dieser Substanz große gesundheitliche Risiken für die
Konsumenten verbunden sind», sagte Ziercke. Das Methamphetamin, das
vorwiegend aus tschechischen Drogenlaboren kommt, führt bei den
Konsumenten zu erheblichen körperlichen und psychischen Schäden. Auch
die Partydroge Ecstasy habe nach jahrelangem Rückgang wieder
Konjunktur, sagte Ziercke. Hier kletterte die Zahl der
Erstkonsumenten um 18 Prozent. Rückläufige Fallzahlen gab es hingegen
bei Heroin und Kokain.

Die Zahl der Drogentoten stieg erstmals seit 2009 wieder an. Im
vergangenen Jahr starben 1002 Menschen an den direkten oder
indirekten Folgen von Rauschgift - wenn auch nicht durch Crystal
Meth, sondern meist wegen Heroin und anderen Opiaten. Im Vergleich zu
2012 bedeutet das ein Plus von sechs Prozent, aber Mortler betonte,
gegenüber dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Drogentoten halbiert.

Trotzdem sprachen Kritiker von einer verfehlten Drogenpolitik. Harald
Terpe von den Grünen beklagte, ein Großteil der Todesfälle wäre
vermeidbar - etwa durch Drogenkonsumräume, die es aber nur in 6 von
16 Bundesländern gebe. Durch solche Einrichtungen werde der Konsum
von Heroin in ein hygienisches Umfeld verlagert, meinte dazu Winfried
Holz von der Deutschen Aids-Hilfe.

Mortler widersprach und verwies auf das Beispiel Hamburg. Die
Hansestadt ist eines der Bundesländer, in denen es spezielle
Drogenkonsumräume gibt. Dort stieg die Zahl der Drogentoten binnen
eines Jahres von 49 auf 62. Die meisten Drogentoten (230) gab es
jedoch in Bayern, was die dortige Gesundheitsministerin Melanie Huml
(CSU) alarmierte: «Eine Konsequenz daraus muss sein, intensiv auf
Prävention und Suchthilfe zu setzen.»

Auf hohem Niveau verharrt der Cannabis-Konsum in Deutschland.
«Haschisch und Marihuana machen fast 60 Prozent aller
Rauschgift-Handelsdelikte aus», sagte Ziercke. Im vergangenen Jahr
seien mehr als 145 000 Fälle registriert worden. Das sei der höchste
Stand seit fünf Jahren.

Forderungen nach einer Legalisierung wies Mortler mit Hinweis auf
gesundheitsschädliche Wirkungen des Cannabis-Konsums zurück.
«Legalisieren bedeutet für mich Verharmlosung», sagte die
Drogenbeauftragte. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP)
bezeichnete eine Freigabe als falsches Signal. Der stellvertretende
GdP-Vorsitzende Arnold Plickert nannte es sinnlos, neben dem Alkohol
«die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu

öffnen».