Contergan-Geschädigte sollen erheblich höhere Renten erhalten

Berlin (dpa) - Nach einer Hilfszusage des Bundes sollen in
Deutschland lebende Contergan-Geschädigte laut Zeitungsbericht
erheblich höhere Renten erhalten. Ein Gesetzentwurf des
Familienministeriums, aus dem die «Rhein-Zeitung» (Samstag) zitiert,
sieht vor, dass die monatliche Höchstrente für 2700 Berechtigte von
derzeit maximal 1152 Euro auf bis 6912 Euro ansteigt. Die Erhöhung
gelte rückwirkend zum 1. Januar.

Die Maßnahme schlage im Bundeshaushalt mit 90 Millionen Euro
jährlich zu Buche. Weitere 30 Millionen Euro sollen jährlich für
Sonderzahlungen, etwa für Zahnersatz, bereitgestellt werden. Im
Familienministerium rechne man damit, dass das Gesetz noch
Mitte März vom Deutschen Bundestag verabschiedet werden könne.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte Ende Januar in Berlin
angekündigt, Union und FDP seien sich einig, dass die
Contergan-Geschädigten erheblich mehr Mittel für Rente und
medizinische Versorgung bräuchten. In Aussicht gestellt wurde eine
Summe von 120 Millionen Euro.

Die Contergan-Opfer fordern seit langem eine Verbesserung ihrer
medizinischen Versorgung und finanziellen Lage. Nach einer Studie der
Universität Heidelberg sind die Geschädigten in vielen Bereichen
unterversorgt. Etwa jedes dritte Opfer könne nicht mehr arbeiten. Mit
zunehmenden Beschwerden bräuchten die Betroffenen zugleich immer
teurere Hilfsmittel und Umbauten in den Wohnungen.

Das Schlafmittel Contergan löste den größten Medikamenten-Skandal
der deutschen Nachkriegsgeschichte aus. 1957 hatte die Firma
Grünenthal bei Aachen das Mittel mit den schweren Nebenwirkungen auf
den Markt gebracht. Weltweit kamen etwa 10 000 Kinder mit
Missbildungen vor allem an Armen und Beinen zur Welt.