Sensoren für Senioren: Programm soll Ältere fit halten Von Marc Strehler, dpa

Fit bis ins hohe Alter: Kaiserslauterer Wissenschaftler haben ein
interaktives Programm mitentwickelt, das ältere Menschen zu mehr
Bewegung animieren soll. Bis zur Marktreife dauert es aber noch.

Kaiserslautern (dpa) - Wenn Vladimir Hasko den Arm beugt, tut es
ihm sein Alter Ego gleich. Auf einem großen Bildschirm sieht Hasko
vor sich eine holzpuppenähnliche Animation, die eins zu eins seine
Bewegungen kopiert. Und wenn Hasko ein paar Mal den Arm gebeugt hat,
erscheint ein Lob auf dem Monitor - «Bravo!». Getestet wird ein neues
Programm, das von Wissenschaftlern des Deutschen Forschungszentrums
für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern mitentwickelt
wird. Es soll ältere Menschen zur Bewegung animieren und Patienten
bei der Reha unterstützen - kurz: ein digitaler Fitnesstrainer für
Senioren.

In einem kleinen Raum im DFKI ist das System untergebracht. Hasko
trägt fünf Sensoren am Oberkörper, die seine Bewegungen registrieren.

Noch ist das System nicht ganz ausgereift, so sind die Sensoren
bislang verkabelt. «Die müssen noch drahtlos werden», sagt Daniel
Steffen, der das europäische Forschungsprojekt mit dem Titel PAMAP am
DFKI mitbetreut. Bis das System wirklich auf den Markt kommt, werden
noch ein paar Jahre vergehen, das steht fest. Im nächsten Jahr soll
es allerdings in Frankreich einen ersten Feldversuch geben.

Zwei zentrale Funktionen hat das System. Zum einen kann es der
Nutzer als Fitnesscoach nutzen, der ihm hilft, beweglich und fit zu
bleiben. So kann er sich auf dem Bildschirm ein Profil seiner
Bewegungsmuster anschauen und kontrollieren, ob er zu wenig gemacht
hat oder gar zu aktiv war in letzter Zeit.

Zum anderen soll es so die Reha von Patienten etwa nach einer
Operation oder Verletzung unterstützen. Der Gedanke: Das System wird
vom Arzt oder Physiotherapeuten gefüttert, der Patient kann dann zu
Hause unter Anleitung und Kontrolle des Programms seine Übungen
machen. Fehler soll das Programm gleich korrigieren. Beispiel: Als
Hasko bei dem Versuch zu aktiv wird, erscheint auf dem Bildschirm der
Hinweis «Sie haben ihre Schulter zu viel bewegt».

Die ermittelten Bewegungsdaten sollen in einer elektronischen
Gesundheitsakte gespeichert werden, so dass sie später etwa vom Arzt
ausgewertet werden können. Der kann dann daraus Diagnosen entwickeln
oder den Erfolg von Therapien überprüfen, so das Ziel. Mit
Unterstützung des Systems könnten «Senioren ihre Gesundheit und
Lebensqualität eigenständig und in ihrer gewohnten Umgebung
verbessern», erklärt Professor Didier Stricker, Leiter des
Forschungsbereichs «Erweiterte Realität» am DFKI in Kaiserslautern.

In einer alternden Gesellschaft und angesichts wachsender Ausgaben
für das Gesundheitssystem wäre ein solches System auch im
finanziellen Interesse des Staates, könnte es doch Behandlungskosten
senken. Steffen sieht sogar eine soziale Komponente in dem System.
«Da kann sich die Oma dann zum Beispiel mit ihrer Enkelin aufs Sofa
setzen und zusammen mit ihr die Übungen machen», sagt der
Wissenschaftler. Ein Fernseher soll als Abspielfläche reichen.

So realistisch die Figur auf dem Bildschirm die Bewegungen des
Probanden nachahmt, an anderen Details der Darstellung muss noch
gearbeitet werden, soll das Ganze authentisch wirken. So befindet
sich die Figur auf dem Bildschirm in einem edel eingerichteten
Penthouse, der Blick aus dem Fenster geht auf eine beeindruckende
Skyline - ein Wohnumfeld, wie es für Rentner in Deutschland wohl eher
die Ausnahme als die Regel ist.

# dpa-Notizblock

## Internet
- [PAMAP-Programm](www.pamap.org)

## Orte
- [DFKI](Trippstadter Str. 122, Kaiserslautern)