Knochenmarkspende - Kinder aus gemischten Ehen suchen länger

München (dpa) - Leukämie-Kranke mit Eltern aus verschiedenen
Ländern müssen oft lange nach einem passenden Knochenmarkspender
suchen. «Es ist schwieriger, wenn ein Elternteil etwa aus dem Irak
kommt und einer aus Deutschland», sagte Andrea Stahr von der
Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) im Gespräch mit der
Nachrichtenagentur dpa.

Die DKMS sucht derzeit einen Knochenmarkspender für einen 32-
Jährigen aus München, dessen Eltern aus diesen beiden Ländern
stammen. Vor Journalisten warb die Organisation am Mittwoch in
München für ihr Anliegen. Da Menschen ihre Gewebemerkmale «zur Hälf
te
vom Vater und zur Hälfte von der Mutter» hätten, könne es bei
Patienten mit einem Migrationshintergrund zu «sehr seltenen
Kombinationen» kommen, erläuterte Stahr.

«Man darf aber nicht sagen, es gibt typisch deutsche, türkische
oder iranische Gewebemerkmale», sagte die Biologin. Die Verteilung
sei allerdings je nach Region verschieden. «Der Unterschied im
Vorkommen ist vor allem zwischen Europäern und Asiaten sehr hoch», so
Stahr. Kinder mit diesen Elternteilen hätten möglicherweise weniger
«genetische Zwillinge». Laut Expertin bedeutet das «aber noch lange
nicht, dass nicht überall ein Spender gefunden werden kann».

Die Biologin hält es daher für wichtig, dass sich «so viele
Menschen wie möglich» als Knochenmarkspender eintragen lassen. «Je
mehr unterschiedliche Spender aufgenommen werden, desto besser»,
sagte Stahr. Das sei gerade für Patienten mit seltenen genetischen
Kombinationen «die einzige Chance».

Geeignete Spender müssen dabei nicht automatisch denselben
Migrationshintergrund haben wie der Patient. «Es macht natürlich
Sinn, aber es ist sicher keine Garantie», erklärte Stahr. «Jemand mit

türkischen Eltern kann genauso gut einen deutschen Spender finden.»
Weltweit gebe es 4000 unterschiedliche Gewebemerkmale. «Es ist nichts
unmöglich», sagte die Expertin. «Prinzipiell kann wirklich jeder der

Richtige sein.»

Gespräch: Antonia Lange, dpa